Berlin. Bei „Schlag den Star“ trat Sänger Tim Bendzko gegen Ex-Handballer Stefan Kretzschmar an. Viele Zuschauer vermissten Stefan Raab sehr.
Man hätte tanzen gehen können. Ein gutes Buch lesen. Den ganzen verpassten Schönheitsschlaf nachholen. Oder für Freunde kochen. Stattdessen hat ProSieben eine Chance bekommen. Und hat in gut 250 Minuten „Schlag den Star“ rund 190 Minuten gebraucht, bis im Duell Stefan Kretzschmar (Vize-Weltmeister und Vize-Olympiasieger im Handball) gegen Tim Bendzko („Nur noch kurz die Welt retten“) ein bisschen Spannung aufkam.
Dabei waren die Voraussetzungen gar nicht schlecht. Stefan Kretzschmar, 190 muskelbepackte, tätowierte Zentimeter Hochleistungssportler-Hybris, gegen Tim Bendzkos drahtige 1,84 Meter blondgelockter, popsingender Mädchentraum: Das hätte theoretisch ein interessantes Match werden können. Selbst wenn die wenigsten Zuschauer mit einem Sieg Bendzkos rechneten.
Und so lief die Show:
Spiel 1: Drumometer
Zwei Pedale, eine Basedrum – wer trommelt schneller mit den Füßen? Bendzkos Drumometer muss ausgetauscht werden, weil das erste kaputt ist, Kretzschmar meckert, weil’s um ein Musikinstrument geht – und gewinnt dann trotzdem.
1 Punkt für Kretzschmar.
Spiel 2: Prellball
Schiedsrichterin Susanne gratuliert vor Spielbeginn dem Ex-Handballer, der am Freitag seinen 44. Geburtstag gefeiert hat. Mit der Faust oder dem Unterarm sollen die Kontrahenten den rosafarbenen Ball spielen. Das sieht so ungeübt aus, wie es ist, was das Zusehen nicht interessanter macht. Bendzko sieht mitgenommen aus, Kretzschmar gewinnt.
2 Punkte für Kretzschmar.
Spiel 3: Blamieren oder Kassieren
Kretzschmar scheint die bessere Allgemeinbildung zu haben. Oder kann sein Wissen auch unter Druck besser abrufen: Er gewinnt den Klassiker, wenn auch nicht ganz locker.
3 Punkte für Kretzschmar, es steht 6:0.
Spiel 4: Schweißen
Gerade hat Levina, Deutschlands Hoffnung für den Eurovision Song Contest, in schwarzen Latex-Leggings vom „Perfect Life“ gesungen, da sollen Stefan Kretzschmar und Tim Bendzko Metallstäbchen aneinander schweißen. Der neue Kommentator, Frank-Buschmann-Nachfolger Elmar Paulke, freut sich über den Anblick des tätowierten Kretzschmar mit der flammenden Schweißpistole: „Das ist doch ein Mannsbild!“ Nicht wenige Zuschauer haben stattdessen Rammstein-Assoziationen. Kretzschmar gewinnt auch dieses Spiel, vielleicht liegt’s am Schweißer-Schwiegervater.
4 Punkte für Kretzschmar, es steht 10:0.
Spiel 4 ist beendet, da beginnt der dritte Werbeblock. Und man kann es aus unterhaltungstechnischer Sicht nicht mal ganz schlecht finden. Andererseits fragt man sich, wie viele Menschen sich wohl jetzt den Sportwagen kaufen, nur weil Moderator Elton einmal in der Stunde die technischen Details vorliest und sich dabei ständig verhaspelt.
Spiel 5: Zieselrennen
Die Kontrahenten sollen auf Zieseln, Mini-Raupen, einen Slalom-Parcours absolvieren. Bendzko sieht gestresst aus, gewinnt dann aber. „Ich komm’ mit diesem Rentnergerät nicht zurecht“, meckert Kretzschmar. „Du bist doch gerade 44 geworden“, erinnert ihn Elton – da rutscht der Handballer an der Steuerung aus und fährt den Moderator fast über den Haufen.
5 Punkte für Bendzko.
Spiel 6: Reifen wenden
64 Reifen liegen auf einem Feld: Die Spieler sollen möglichst viele so drehen, dass ihre Farbe oben liegt. Der 1,90-Meter-Mann Kretzschmar hat die größere Spannweite und ist klar im Vorteil.
6 Punkte für Kretzschmar, es steht 16:5.
Spiel 7: Hören
Elton lässt hinter einem Sichtschutz Dinge fallen, am Geräusch sollen die Spieler den Gegenstand erraten. Wenn das der Musiker nicht gewonnen hätte, wäre es schon sehr ehrenrührig geworden.
7 Punkte für Bendzko, es steht 16:12.
Es ist 23 Uhr, es läuft wieder Werbung, und den Zuschauern wird klar: Wenn’s schlecht läuft, kommen jetzt noch acht Spiele.
Spiel 8: Torwand
Kretzschmar meckert wieder, weil Bendzko mal Fußball gespielt hat, und macht schmutzige Witze, als Bendzko mal trifft. Der weiß nicht richtig, wie er reagieren soll, und verliert tatsächlich gegen den Handballer.
8 Punkte für Kretzschmar, es steht 24:12.
Spiel 9: Meraner Tischkegeln
Jetzt wird’s lustig. Stefan Kretzschmar ist nicht der Feinmotoriker, räumt die neun Mini-Kegel in 14 Versuchen mit dem Kreisel ab, und der Austausch mit Kommentator Paulke ist witzig. Bendzko spielt im ersten Durchgang so, als hätte er nie etwas anderes getan.
Im zweiten aber braucht er 18 Versuche, und Kretzschmar findet ins Spiel – er braucht nur vier. Kretzschmar küsst den Kreisel, spricht mit ihm: Mehr Emotionen als beim Meraner Tischkegeln (!) hat’s in dieser Show noch nicht gegeben.
9 Punkte für Bendzko, es steht 24:21.
Spiel 10: Wer weiß mehr?
Machen wir’s kurz: Kretzschmar weiß mehr.
10 Punkte für den Ex-Handballer, es steht 34:21.
Spiel 11: Abrollen
Ein besonders anstrengendes Spiel: Die Kontrahenten müssen ein an ihrem Gürtel befestigtes Seil so weit von der Riesen-Spule abrollen, dass sie eine Klingel erreichen können. Dafür müssen sie ständig über die Spule klettern. Auch wenn Zuschauer bei Twitter den ganzen Abend lang Witze über Bendzko und seinen Song „Keine Maschine“ machen: Er gewinnt das Spiel.
11 Punkte für Bendzko, er holt auf: 34:32.
Spiel 12: Was passt nicht?
Es geht wieder um Wissen, Reaktion und Selbstvertrauen – und Kretzschmar gewinnt. Und jedes mal, wenn Moderator Elton ihn mit „Stefan“ anspricht, haben die Raab-Fans Sehnsucht nach alten „Schlag den Raab“-Zeiten.
12 Punkte für Kretzschmar, es steht: 46:32.
Spiel 13: Tretsack
Es geht um Säckchen, die nicht den Boden berühren dürfen, es ist spät, die Witze schlecht. Aber: Kretzschmar hat mehr Gefühl im Fuß.
13 Punkte für Kretzschmar, es steht: 59:32.
Spiel 14: Flaschen werfen
ProSieben greift die „Bottle Flip“-Challenge auf, und weder Kretzschmar noch Bendzko sind Naturtalente. Was der Unterhaltung beim Zusehen nicht zuträglich ist. Schließlich schafft Kretzschmar es zweimal, die halbgefüllte Plastikflasche in den Stand zu werfen – und liegt damit bei der Punktzahl uneinholbar vorn.
Damit hat der frühere Handballer 100.000 Euro gewonnen – und die meisten Zuschauer die Erkenntnis: nächstes Mal besser tanzen gehen. Oder ins Bett. (moi)