Grigori Jefimowitsch Rasputin ist ein Mythos des 20. Jahrhunderts. Die Doku „Rasputin – Mord am Zarenhof“ bringt Licht ins Dunkel.

Sein Name, eine Legende. Sein Leben, ein Mythos. Sein Tod, ein Rätsel. Kaum eine Figur des 20. Jahrhunderts hat eine solche Faszination auf die Menschen ausgeübt und ist doch so geheimnisvoll geblieben wie Grigori Jefimowitsch Rasputin. So viele Geschichten kursieren um diesen riesenhaften Mann mit dem durchdringenden Blick und angeblich übernatürlichen Fähigkeiten, dass selbst Historiker Schwierigkeiten haben, zwischen Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden. In der Doku „Rasputin – Mord am Zarenhof“ versucht Arte, Licht ins Dunkel zu bringen.

Die Doku stützt sich auf das ungewöhnliche Leben: Im Alter von acht Jahren hat der sibirische Bauerssohn Erscheinungen. Fortan verschreibt er sein Leben dem Glauben, wird Wanderprediger. In der russischen Provinz ist der Glaube an Übersinnliches weit verbreitet. Rasputin als Seher und Heiler bald geschätzt. Zeitgleich gebärt die russische Zarin in der Hauptstadt Sankt Petersburg den lang ersehnten Thronfolger.

Wunderheiler im Palast

Doch der kleine Alexei ist Bluter. Da hört Zarin Alexandra von Rasputin. Schon bald geht der angebliche Wunderheiler im Palast ein und aus. Alexei liebt seine Geschichten, die Zarin verehrt seine Fähigkeiten, und selbst der Zar ist beeindruckt von diesem Mann, der für ihn „das wahre Russland“ verkörpert: gläubig und zurückhaltend. Als das Land im Ersten Weltkrieg immer mehr in Bedrängnis gerät, wird Rasputin zum Sündenbock und ermordet.

Autorin Eva Gerberding versucht, sich nicht vom Sog der Legenden um Rasputin mitreißen zu lassen. Sie geht chronologisch vor, hangelt sich an Fakten und Aufzeichnungen entlang, lässt Experten zu Wort kommen. Auch der neue Stand der Forschung wird vorgestellt. Doch einen neutralen Blick auf eine solche emotionale Figur zu werfen, ist schwierig. Rasputins Urenkelin betont seine Fähigkeiten als Seher und Heiler. Eine Palast-Archivarin erklärt ihn zum Trinker. Dennoch: Es gelingt, diesen Hauch von Magie, der Rasputin bis heute umgibt, im Film spürbar zu machen.

Bilder aus Rasputins Leben

Selten gezeigte Bilder aus Rasputins Leben und beeindruckende Filmaufnahmen geben Einblick in das Leben im Russland um 1900. Die Dokumentation verzichtet zudem auf die inzwischen beliebten Spielszenen mit Darstellern. Stattdessen lassen skizzenhafte Animationen und Zeichnungen wichtige Szenen aus Rasputins Leben erfahrbar werden. Eine kluge Idee, denn durch das Uneindeutige dieser Animationen wird die mystische Stimmung noch gefördert. Gleiches gilt auch für die exzellente Sprecherin, die mit Mechthild Großmann, bekannt als Staatsanwältin aus dem Münster-„Tatort“, großartig besetzt ist.

Fazit: Selbst Rasputin-Fans werden Neues entdecken können. Entzaubern kann aber auch diese Doku die Legendenfigur nicht.

Arte, 10. Dezember, 20.15 Uhr