Essen. Yvonne Catterfeld gibt ihren Einstand als TV-Kommissarin im Zweiteiler „Wolfsland – Ewig Dein“. Görlitz ist gespenstischer Schauplatz.

Die düsteren Wälder der Oberlausitz. Wie hypnotisiert steigt die Frau mit dem Pferdeschwanz aus ihrem Wagen. Ein Wolf steht auf der Wiese neben der Landstraße, blickt sie ohne Scheu an, so, als habe er sie schon erwartet: Hier im wilden Osten ist eben alles möglich. Es ist die strebsame Hamburger Kommissarin Viola Delbrück auf dem Weg in Deutschlands östlichste Stadt Görlitz, wo sie ihren neuen Job antreten und erleben wird, dass die Uhren hier gefahrvoll anders ticken.

Mit der vorerst zweiteiligen ARD-Krimi-Reihe „Wolfsland“ hat nun auch Yvonne Catterfeld eine Rolle als TV-Kommissarin ergattert. Am Donnerstagabend macht sie sich damit selbst Konkurrenz: Zeitgleich ist die ehemalige Schnulzen-Prinzessin als einfühlsame Jurorin in der Musikshow „The Voice of Germany“ auf ProSieben zu sehen.

Görlitz als gruselige Krimi-Stadt

Nun also ein harter Krimi für die Erfurterin mit dem sanften Image. Fast hätte es damit früher geklappt: Zusammen mit ihrem „Wolfsland“-Co-Star Götz Schubert stand die 37-Jährige für den Dresdener „Tatort“ in der Endauswahl. Der MDR war von beiden so angetan, dass der Sender eigens für das Duo die Görlitz-Krimis entwickelte.

In der Provinz nun, Krimi-Kenner ahnen es, hat man für die Kollegin aus der Großstadt keine Girlanden zum Empfang aufgehängt. „Aha, die Neue aus Hamburg, die auf mich aufpassen soll“, knurrt Kommissar Burkhard „Butsch“ Schulz zur Begrüßung. „Brauch ich nicht.“ Ungleiche Partner also: Hier eine kontrollierte Schönheit, dort „ein frauenfeindliches, lebensfeindliches Arschloch“, wie Delbrück „Butsch“ später einmal nennt. Der erinnert dabei stark an den Dortmunder „Tatort“-Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann).

Mord an einem Rechtsanwalt

Die beiden werden sich aneinander reiben, aber auch zusammenraufen. Schließlich gilt es, den Mord an einem Rechtsanwalt aufzuklären. Dessen Leiche findet man mit einem Tanga im Mund, und der gehört nicht seiner Frau. Die Spur des feinen Herrn führt ins Rotlichtmilieu. Eine Prise Sachsensumpf also, es ist ja immer was faul im Freistaat, verwoben mit einer Bonnie-und-Clyde-artigen Story zweier Problemkids.

Den Krimi erfindet das Autorenduo Sönke Lars Neuwöhner („Morgen hör ich auf“) und Sven S. Poser („Stralsund“) im ersten Teil „Ewig Dein“ nicht neu. Muss auch nicht, denn der Flickenteppich aus Krimi-Standards entwickelt durchaus Tempo. Allerdings wirkt Catterfeld wie eine Polizeischülerin, die sich überlegt, ob sie nicht doch auf eine Laufbahn im Lehramt umsatteln soll.

Gespenstischer Krimischauplatz

Wenn sie den Übergriffen ihres Kollegen verzagte Konter wie „So geht das nicht“ entgegensetzt, klingt sie, als tadele sie einen ihrer „The Voice“-Sänger, der den Ton nicht getroffen hat.

Regisseur André Erkau setzt Görlitz als gespenstischen Krimischauplatz in Szene. Doch die unheilvolle Symbolik durch immer wieder eingeblendete Krähen wirkt platt. Übrigens ist auch der Titel nicht neu: „Wolfsland“ hieß ein erfolgreicher „Polizeiruf 110“.

Fazit: Ein Krimi-Recycling, das immerhin solide Spannung erzeugt.

ARD, 8. Dezember, 20.15 Uhr