Berlin. In „Die Büffel sind los!“ ist die schöne Sveta auf der Flucht. Und bringt dabei Männer ins Schwärmen – ein Spaß für den Zuschauer.

Wer hätte das gedacht, dass die himmelweite Prärie, die jeder aus amerikanischen Western kennt, mitten im Schwabenländle liegt. Es braucht nur ein paar plakative Zutaten und geschickte Kameraeinstellungen, um die Illusion perfekt zu machen: 150 imposante Wasserbüffel, zwei raue Cowboys auf Pferden, dazu einen SUV und einen alten Chevy im Maisfeld. Und sofort sind wir gefühlt im Mittleren Westen oder zumindest in Kanada.

Mit wenigen, umso originelleren Bildern schaffen Regisseur Tomy Wigand („Omamamia“, „Das große Comeback“) und sein kongenialer Kameramann Klaus Merkel von Beginn an eine Atmosphäre wie bei „Zwölf Uhr mittags“: Max (Marc Benjamin) und Michael (Tobias van Dieken), die sich von klein auf kennen, streiten um ein Stück gepachtetes Land. Der eine braucht es, um seine Wasserbüffelherde weiden zu lassen. Der andere will Mais anbauen, um seine Biogasanlage zu füttern.

Mitreißende Spielfreude begeistert

Mitten hinein in diese Jungbauern-Kontroverse, die mit allen Stilmittel eines Western erzählt wird, schlittert Sveta (Anna Unterberger): Die Rumänin, auf der Flucht vor ihrem Boss, verdreht allen Männern im Dorf den Kopf, ob im sexy Negligé oder im züchtigen Dirndl. Und ist sich doch nicht zu schade, eine einfache Latzhose überzuziehen und die Mistgabel in die sorgsam manikürten Hände zu nehmen, wenn es darauf ankommt.

Die Spielfreude gerade der jungen Schauspieler ist mitreißend. Offenbar hatten sie viel Spaß bei den Dreharbeiten zu diesem schrägen Heimat-Western vor grandioser Landschaft: einmal in die Vollen greifen, einmal Cowboy und Halunke spielen, eine zünftige Kneipenschlägerei inklusive.

Am Ende offenbart sich ein Familiengeheimnis

Lebhaft und mit viel parodistischem Witz erzählt, entwickelt die romantisch-komische Geschichte von Carolin Hecht mit der Zeit aber auch ungeahnte Tiefen. Die zarte Liebesgeschichte zwischen Sveta und Max entwickelt sich sehr langsam. „Gefühle passen halt nicht in ein Schnapsgläsle“, heißt es einmal über die ländliche Mentalität. Denn unterschwellig geht es eigentlich um ganz andere, sehr europäische, heutige Themen.

Darum zum Beispiel, vor welchen Problemen Jungbauern stehen, wenn sie den geerbten Hof weiterführen wollen. Inwiefern eine expandierende Biogasanlage die gewachsene Landwirtschaft bedroht. Warum rumänische Landarbeiter zu Hause kein Auskommen mehr finden und den nach Deutschland verkauften Wasserbüffeln gen Westen folgen. Und wie in einer globalisierten Welt alles mit allem zusammenhängt und kein idyllischer Flecken in diesem Land vor umwälzenden Veränderungen mehr sicher sein kann.

Prominente Tochter brilliert

Ein Highlight ist auch Franziska Walser, Tochter von Schriftsteller Martin Walser, als Max’ eigenwillige Mutter Erika, die auch mal selbst zum Gewehr greift. „Sie war eine alleinerziehende Mutter und würde für ihre Söhne immer noch alles tun“, sagt Walser über ihre Rolle. Am Ende offenbart Erika dann noch ein Familiengeheimnis.

Fazit: Anspielungsreiche und clever inszenierte Komödie, getarnt als Western.

ARD, 21. Oktober, 20.15 Uhr