Essen. Eine Schauspielerin coacht in „Zwei verlorene Schafe“ einen schüchternen Pfarrer. Andrea Sawatzki besticht dabei durch Selbstironie.

Der Gang zum Arbeitsamt ist selbst für bekannte Schauspieler gar nicht so ungewöhnlich. Zwischen den jeweiligen Projekten kommt es schnell zu längeren Wartezeiten, und da verlangt allein ein Blick auf die spätere Rente, sich arbeitslos zu melden. Auch Andrea Sawatzki war nicht immer vor diesem schwierigen Weg gefeit. „Die Sorge, irgendwann gar kein Geld mehr mit dem Beruf zu verdienen, ist mir vertraut“, gibt die 53-Jährige offen zu. „Durststrecken gab es früher einige, da muss man dann sehen, wie man seine Miete anderweitig eintreibt.“

Im wirklichen Leben hat sich die einstige „Tatort“-Darstellerin neben der Schauspielerei längst als Hörspielsprecherin und Buchautorin weitere Standbeine geschaffen, die ihr die finanziellen Sorgen nehmen dürften. Umso unbeschwerter kann sie nun ihre Rolle als arbeitslose Schauspielerin in der ZDF-Komödie „Zwei verlorene Schafe“ spielen.

Sprechübungen auf dem Trampolin

Darin überzeugt Sawatzki als die von Erfolglosigkeit gebeutelte Rebecca „Fritzi“ Fritz, die nicht einmal mehr ihre Miete bezahlen kann. Das Engagement an einem kleinen Theater bringt sie finanziell auch nicht weiter. Die Fördergelder werden kurzerhand gestrichen. Jetzt muss sie zum Arbeitsamt. Aber zu einer Umschulung für einen Bürojob ist Rebecca dann doch nicht bereit. Stattdessen lässt sie sich auf das lukrative Angebot eines alten Schulfreundes, des jetzigen Bischofs Gerlach (Oliver Breite) ein. Dessen Sohn Thaddäus (Franz Hartwig) ist als junger evangelischer Pfarrer der schlechteste seiner Zunft in ganz Berlin.

Nun soll Rebecca ihn coachen, damit er bei der wichtigen Predigt am Reformationstag nicht die Gemeinde in einen kollektiven Dämmerschlaf versenkt. Drei Wochen Zeit bekommt Rebecca dafür. Aber will sich der lustlose Pfaffe auf der Kanzel überhaupt von dieser abgemeldeten Schauspielerin helfen lassen?

Edda Lesch ist seit 25 Jahren im Geschäft

Drehbuchautorin Edda Leesch kennt den Betrieb vor und hinter der Kamera. Hauptberuflich ist auch sie seit knapp 25 Jahren als Schauspielerin im Geschäft. Da ist es nur gerecht, dass sie ein paar Spitzen gegen die eigene Branche abschießt und sich ganz nebenbei auch noch den Berliner Kulturbetrieb vorknöpft.

Das Salz in der Suppe dieser gegen Ende etwas zu rührselig inszenierten Komödie (Regie: Sylke Enders) ist aber Hartwig in seiner Rolle als antriebsloser, stocksteifer Pfarrer. Zu beobachten, wie diese in jeder Hinsicht ungelenk dargestellte Figur trotz aller Bemühungen nicht aus sich herauskommt, macht einfach nur Spaß. Hartwig, der sich für den neuen „Tatort“ aus Dresden eine feste Rolle sichern konnte, spielt Sawatzki zwischen Sprechübungen auf dem Trampolin und einer folgenreichen „Lockerungsübung“ beinahe an die Wand. Mit solchen darstellerischen Leistungen werden ihm allzu lange berufliche Durststrecken hoffentlich erspart bleiben.

Fazit: Dieser Langweiler von einem Pfarrer macht einfach nur Laune. Andrea Sawatzki besticht durch Selbstironie mit Seitenhieben auf ihre Branche.

ZDF, 20. Oktober, 20.15 Uhr