Essen. Im ZDF-Krimi „Die Toten von Salzburg“ ermittelt ein deutsch-österreichisches Duo. Ein Rollstuhl steht zwischen ihnen. Das wirkt bemüht.

Das soll der Neue sein? Wirklich glauben kann Salzburgs Polizeichef zunächst nicht, wer der neue Kommissar in seinem Revier werden soll. Ausgerechnet ein Ermittler im Rollstuhl. „Früher ist ein Polizeibeamter mit einem eingerissenen Fingernagel in die Invalidenpension gegangen. Und heute ...“, murmelt er kopfschüttelnd.

Von Beginn an ist klar, das ZDF will mit der deutsch-österreichischen Co-Produktion „Die Toten von Salzburg“ einen provokanten Blick auf die Vorbehalte der Gesellschaft werfen. Kommt das bei den Zuschauern an, könnten die Fälle des im Rollstuhl sitzenden Ermittlers Peter Palfinger (Florian Teichtmeister) in Serie gehen.

Kommissar im Rollstuhl sorgt für Vorbehalte

Kaum hat er Salzburg erreicht, steckt Palfinger schon in einem spektakulären Mordfall. In einem Waldstück wird ein bekannter Immobilienmakler tot aufgefunden – gefesselt und geknebelt. Da der Fundort zwar auf österreichischem Boden liegt, aber nur über Deutschland zu erreichen ist, steigt der übelgelaunte bayerische Kommissar Hubert Mur (Michael Fitz) in den Fall ein. Und Verdächtige gibt es genug. Der Tote hat mit windigen Geschäften hundert Kleinanleger um ihr Geld gebracht und sich dann abgesetzt.

Doch statt miteinander ermitteln die beiden Kommissare nebeneinander her und verheddern sich in Machtkämpfen und Konflikten. Besonders Palfinger muss Szene für Szene Klischees, Vorurteile und Frechheiten über sich ergehen lassen. Mal wird er vom Kollegen Mur als „Rollmops“ tituliert, mal parkt sein Vorgesetzter auf seinem Behindertenparkplatz. Und schließlich drehen sich im Fitnessstudio alle Gäste demonstrativ ungläubig nach dem Rollstuhlfahrer um, als käme er auf einem Einhorn dahergeritten.

Nichts wirklich Neues

Das ist leider oft zu platt, um wirklich glaubwürdig oder sozialkritisch zu wirken. Auch wenn Florian Teichtmeister die Rolle überzeugend spielt und sein Palfinger manchmal geradezu erfreut scheint, dabei zusehen zu können, wie sich alle anderen an ihm und seinem Rollstuhl abarbeiten.

Und wie könnte es bei einer österreichisch-deutschen Co-Produktion anders sein, spielen natürlich auch nationale Befindlichkeiten eine Rolle. Da trifft österreichische Lässigkeit auf deutschen Pragmatismus. Nichts, was man nicht auch woanders schon mal in ähnlicher Weise gesehen hat.

In Österreich erzielte der Krimi Rekordmarktanteile

Das Ensemble allerdings kann sich sehen lassen. Denn neben dem vor allem als Theaterdarsteller bekannten Österreicher Teichtmeister und Michael Fitz, der lange im Münchner „Tatort“ zu sehen war, ist die Wienerin Fanny Krausz als junge und schüchterne Ermittlerin Irene Russmeyer eine Entdeckung. Den drei Schauspielern wäre es zu gönnen, ihren Figuren etwas mehr Tiefe und Charakter verleihen zu können. Denn dass es weitergeht, steht schon fast fest. Bei der Ausstrahlung in Österreich erzielte der Film Rekordmarktanteile im ORF.

Fazit: Bis auf den rollstuhlfahrenden Ermittler bietet der Film wenig Originelles. Eine zweite Chance hat das Team aber allemal verdient – mit einem überraschenderen Drehbuch.

ZDF, 20.15 Uhr