Chemnitz. Erstmals stellt das Leipziger Künstlerpaar Neo Rauch und Rosa Loy in Deutschland gemeinsam aus. Die Schau in Chemnitz präsentiert dabei drei brandneue Großformate von Neo Rauch, einem der bedeutendsten zeitgenössischen deutschen Maler.

Die Werke «Hohe Zeit», «Der böse Kranke» und «Die Abwägung» messen bis zu drei mal fünf Meter. Das letztgenannte Bild ist ein Auftragswerk für das Rathaus der Stadt Chemnitz. «Es ist ein aus meinem Schaffen herausragendes Bild», sagte Rauch. «Es kommt sehr selten vor, dass der Raum feststeht und der Auftraggeber bekannt war».

Vom 15. Dezember bis zum 10. Februar 2013 sind insgesamt 23 Arbeiten in getrennten Räumen unter den Titeln «Abwägung» (Rauch) und «Gravitation» (Loy) zu sehen. 2011 hatte das Ehepaar in Österreich erstmals überhaupt gemeinsam ausgestellt. Auch einige der Loy-Werke wurden vorher noch nie gezeigt. Die Chefin der Chemnitzer Kunstsammlungen, Ingrid Mössinger, holte sie entweder direkt aus dem Atelier oder von privaten Leihgebern. Die Arbeiten von Loy stammen aus den Jahren 2003 bis 2009, die von Rauch tragen Jahreszahlen von 2002 bis 2012.

Der aus Leipzig stammende Rauch zählt zu den wichtigsten und kommerziell erfolgreichsten Künstlern der Gegenwart. Er und Loy gehören als Nachwende-Absolventen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig zur sogenannten Neuen Leipziger Schule, die für gegenständliche Malerei steht. Die in Zwickau geborene Loy beschäftigt sich mit dem Mysterium Frau, der neuen Weiblichkeit und der neuen Romantik.

In ihren Bildern stehen starke und zugleich weibliche Frauen im Zentrum, in Rauchs neuen Werken tummeln sich weniger Figuren und die Landschaft spielt im Gegensatz zu früher eine größere Rolle. Rauchs Gemälde wirken geräuschlos, Loys Werke sind lauter, ihre Figuren erotischer, sinnlicher. Das privat und beruflich verbundene Paar hat Gefallen an der gemeinsamen Präsentation gefunden. «Es ist für uns beide auch ein Instrument der geschärften Wahrnehmung des eigenen Schaffens in der Widerspiegelung des Anderen», sagte Loy.

Sie beobachten ihr Schaffen gegenseitig, reflektieren es. Dabei sind auch Lob und Kritik gefragt. «Wir haben ein striktes Reglement, dass nicht ungefragt kommentiert wird.» Zur Unzeit könne das zerstörerisch wirken. Sie bewundert seine Fähigkeit, große Bilder zu malen, er schätzt an ihr «immer das Andere, das ich nicht habe, was ich nicht hinbekomme». Ihre Leinwände seien versponnen, durchsonnt. «Bei mir gibt es eine gewisse Zerknirschtheit und untergründige Gefahr, bei Rosas Bildern findet man stets Zuflucht und seelische Nahrung.»

Sein jüngstes Werk, «Die Abwägung», ist ein Bild der Macht. Es zeigt eine Frau mit einem Baum in der einen und einem Gebäude in der anderen Hand und Personal, das einen Sachverhalt, Gegenstände oder Probleme, Vergangenes, Aufblühendes zur Entscheidung stellt. «Der Mann mit dem verkohlten Baumstamm ist ein Verweis auf die Geschichte der Stadt», erklärte Rauch. Er versteht es als «ein perpetuum mobile der guten Sache».

Für die Bezahlung der «Abwägung» wird nach Worten von Mössinger noch finanzielle Unterstützung gesucht werde. Sie ist sicher, dass sie das Geld bis März zusammenbekommt. «Selbstverständlich bleibt das Bild hier.» (dpa)

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