Philipp Engel hortet Bilder von getragenen Klamotten, Stehrümchen, Stofftieren – und sie alle haben einen Sinn.

Neulich suchte ich ein Bild. Im Studium war eine Plasmaspende spektakulär daneben gegangen, weil die Kanüle verrutscht war. So wurde das Blut nicht in die Vene zurückgepumpt, sondern in den Muskel und ich bekam den schlimmsten Bluterguss meines Lebens. Davon gibt es Bilder und weil dem Mitbewohner meines Bruders wohl gerade dasselbe passiert war, sollte ich eins davon raussuchen.

Die Odyssee begann. Externe Festplatten, die man schon lange aufräumen wollte. „Handyleerung 2010“, „Bilder Phil“, „Bilder Archiv“, „Bilder sortieren“ und „Bilder diverse“. Ich machte eine Zeitreise durch Urlaube, alte Memes. Abi, Studium, erste Pressefotos. Es waren tausende Bilder.

Und dazwischen haufenweise Banalfotografie. Ein Pullover, eine Hose, ein Stehrümchen, irgendwelche Stofftiere. Die Bilder aber haben einen Wert, denn es gibt sie aus einem Grund: Ich kann nur schwer Dinge wegwerfen. Der Lieblingspulli, zwei Jahre getragen, dann runtergerockt. Zum Tragen zu oll, zum Wegwerfen hängen zu viele Erinnerungen dran. Ein Stofftier, geschenkt bekommen von einem lieben Menschen – aber was soll ich damit? Weggeben fällt mir da schwer, so als würde ich damit die Schenkerin nachträglich beleidigen. Schräg, ich weiß.

Lösung: Foto machen, dann weg damit. So erkennt man den Wert an und schafft eine Erinnerung, die keinen Platz wegnimmt, und nur die externe Festplatte verstopft. Das Foto vom blau, gelb, grün, schimmeligen Arm habe ich übrigens nicht gefunden. Dafür viele Erinnerungen.