„Man kann das Buch allen Mischwesen gut auf den Gabentisch legen.“

In den Meldungsspalten der Zeitungen gibt es oft Sätze, mit denen auch ein phantastischer Roman beginnen könnte. Im Braunschweiger Lokalteil stand jetzt dieser hier, auf den mich der Leser Kalle Döring netterweise hingewiesen hat: „Ein herrenloser Drache hatte sich am Samstagnachmittag in Querum in einer Starkstromleitung verfangen.“

Welch ein Drama, welch ein „Setting“, um es modisch auszudrücken, welch eine Steilvorlage für den Romancier Heimito von Doderer. Ja, das wäre unser Mann für diesen Roman. Der große Österreicher liebte die Drachen, glaubte beharrlich an ihre Wiederkehr. So charmant wie hintersinnig beschwor er ihr Comeback in der Geschichte „Das letzte Abenteuer“, einem Buch, das man Ehedrachen, aber auch anderen feuerspeienden Mischwesen gut auf den Gabentisch legen könnte, womöglich unter Absingen des zweideutig rumpelnden Liedes, das die Puhdys zum Thema beigesteuert haben: „Geh zu ihr und lass deinen Drachen steigen...“

Bedenken sollte man aber: Manche Drachen sind zwar herrenlos. Aber viele nur aus Papier. Auch in Querum war das so. Er konnte schnell entsorgt werden.