„Die Vorhölle des nicht autorisierten Mortadellascheiben -verzehrs“

Kann sein, dass ich drei Zeilen weiter mal wieder anecke, aber ist jetzt auch egal, manchmal muss man auch mal klare Kante gehen, oder wie es auf Neu-Nahles-Deutsch so präzise heißt: in die Fresse. Also: Deutscher Kleingeist trifft sich nirgendwo sonst so giftig-garstig zum Fingerhakeln mit miefiger Spießbürgerlichkeit wie an Wohngemeinschafts-Küchentischen. Früher jedenfalls! Aus heiterstem Debattenhimmel konnte da von einer Sekunde zur nächsten in die Vorhölle des nicht autorisierten Mortadellascheibenverzehrs hinabgestiegen werden. Dort verharrte man dann in stundenlangem Diskurs darüber, ob es nicht sinnvoll sei, zur namentlich gekennzeichneten Einzelbevorratung überzugehen. Jeder Joghurt sollte also ein Schild kriegen. „Ich gehöre Steffi“. Die größten selbst erklärten Antifaschisten waren die fiesesten Unterm-WG-Küchentisch-Schienbeintreter. Die sinnierten sogar über Schlösser an der Tupperware. Und obwohl ich seither eine Verfechterin des ungenierten, freien Zugriffs am Kühlschrank bin, muss ich doch zugeben: Ich wanke. Wenn dir die Kinder die Hälfte der Zutaten, die du für ein Kalbsfilet im Speckmantel mit Bohnen und noch so allerlei Gedöns brauchst, vorab wegmampfen, dann trampelt dein Kleingeist dein Kleinhirn weich, dann schreit der Spießer in dir: Vorhängeschloss!