„Immer mehr Eltern lassen ihre Kinder auf Sportgene testen.“

Als Kind war ich im Turnverein. Ich konnte weder ein Rad schlagen noch einen Spagat machen, es klappte allenfalls das Balancieren auf dem Schwebebalken. Hätte es vor 30 Jahren schon folgenden Trend gegeben, meine Eltern hätten vielleicht eine andere Sportart für mich ausgewählt: Immer mehr Eltern lassen ihre Kinder auf sogenannte „Sportgene“ testen. Ja, sie wollen tatsächlich herausfinden, welches sportliche Talent ihr Kind besitzt und blättern dafür manches Mal bis zu 100 Euro hin. Der Test ist denkbar einfach: Man muss nur ein Wattestäbchen in den Mund des Kindes schieben, es eintüten und an einen der zahlreichen Gentest-Anbieter in Deutschland schicken. Heraus kommt eine Empfehlung für eine vermeintliche Profi-Sportlerkarriere. Hintergrund: Allein die für Ausdauersportarten so wichtige maximale Sauerstoffaufnahme ist den meisten Studien zufolge zu rund 50 Prozent genetisch festgelegt. Auch die Körpergröße, der Body-Mass-Index und die Muskelkraft liegen teilweise in den Genen. Dass die Wahl der Sportart einen Gentest benötigt, wirkt aber doch sehr fragwürdig. Ich bin da eher für altmodisches Ausprobieren.