„Der Herr lass seinen Segen über unsern Tische fegen.“

Kürzlich waren wir in einer Familie zu Gast, bei der es zur Gepflogenheit gehört, ein Tischgebet zu sprechen: „Komm Herr Jesus, sei Du unser Gast, und segne, was Du uns bescheret hast.“ Wir hielten alle für ein paar Augenblicke inne und spürten, dass ein Tischgebet ein e besondere Stimmung hervorruft. Es kam schließlich so, dass die Stimmung an Feierlichkeit verlor, als einer aus unserem Kreis das Tischgebet zitierte, das starken Eindruck bei ihm hinterlassen hatte. Grinsend zitierte er: „ Der Herr lass seinen Segen über unsern Tische fegen.“ Nun wurden auch andere Gäste mutig. „Für Spaghetti lang und schlank, sag ich meinem Schöpfer Dank. Ebenso für die famose, leckere Tomatensoße. Amen.“

Wenn nun ein Tischgebet gewissermaßen der Aperitif der Mahlzeit ist, sagte einer spitzfindig, dann müsste doch der Luther-Spruch „Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmacket?“ der Digestif sein. Die Idee des Gastes entbehrte nicht einer gewissen Komik. Nur – Luther hat das leider nie gesagt.