„Viele hatten Hochprozentiges im Kopf bzw. im Sinn.“

Wortspiele: Spontan können sie wundervoll sein. Der längere Anlauf aber bringt etwas Bemühtes mit sich. Beispiel „Abi-Motto“. Hinter welchem Spruch sollen sich hundert, größtenteils euphorische junge Menschen versammeln?

Nun, im Jahrgang 2017 scheinen sich manche ihrer einschneidenden Joanne-K.-Rowling-Lektüre erinnert zu haben. Aus Schleswig-Holstein dringt die Kunde von dem martialischen Motto „H-Abi Potter – Wir verlassen die Kammer des Schreckens“, wohingegen in Wolfenbüttels Gymnasium im Schloss der Spruch „Harry Potter – 12 Jahre durchgemuggelt“ riskiert worden ist. Leser der Schulchronik werden später einmal dankbar sein für diesen Hinweis auf Niedersachsens ja mittlerweile auslaufendes G-8-Abitur...

Andere Abiturienten hatten eher Hochprozentiges im Kopf bzw. im Sinn. Am Julianum Helmstedt lautet das Motto „Bacabi“, und wer hier an ein sich oft verheerend auswirkendes Mischgetränk denkt, liegt wohl ebenso richtig wie derjenige, der das Motto der Braunschweiger Gaußschüler, „Mehr Dichter als Denker“, als Anspielung aufs Picheln begreift. Nein, irre beglückend ist ein Motto selten. Angenommen, ich hätte jetzt die Reifeprüfung abgelegt und dürfte ein Motto bestimmen, dann würde ich einen ganz traurig-bitteren Kitsch-Spruch vorschlagen. „Ohne Tränen hätte die Seele keinen Regenbogen“ oder so. Und wenn der dritte Abi-Ball-Gast ganz besorgt fragt, was denn bloß los sei, dann wäre das doch wieder witzig…