„Spätestens um eins bist du zu Hause!“ Er kam um halb sechs.“

Wochenende. „Ich bin dann noch mal kurz weg“, sagt der Junge abends. Treuherziger Augenaufschlag. „Okay“, sage ich. Er kommt wieder am Sonntagmorgen um halb sechs. Ich so: „Na, was habt ihr gemacht?“ Er so: „Mensch Mama!“ Ende des Dialogs. In mir regt sich das mütterliche Verantwortungsgefühl. Geht das denn einfach so?? Beim Erstgeborenen waren wir schließlich viel strenger: „Spätestens um eins bist du zu Hause!“ Er kam dann um halb sechs. Nun ja. Aber einfach alles durchgehen lassen? Schließlich ist der Bengel erst 16! Andererseits: Wie sagte Truman Capote so schön? „Erst war ich elf, später wurde ich siebzehn. Verdienste erwarb ich mir keine. Aber das waren die wunderbaren Jahre.“ Und zwischen all die Angst und die Sorge und den Ärger über die eigene Inkonsequenz drängt sich der Gedanke: So schön, so unbeschwert und vogelleicht wird das Leben vielleicht nie mehr. Gönn’s ihm!