„Bloß nichts Gebasteltes, Filzgeschöpftes, Fenstergebildertes“

Nun sag, wie hast du’s mit dem Muttertag? Das ist die alle Jahre wiederkehrende Gretchenfrage für alle Töchter und Söhne. Ganz heikle Kiste! Ich habe mir von den Meinen immer alles verbeten. Bloß keine Blumen. Bloß nichts Selbstgebasteltes, Filzgeschöpftes, Fenstergebildertes, Getöpfertes oder sonstwie herzig Zusammengehauenes, das man für einen kurzen Moment betreten in den Händen hält, um sich dann geradezu muttimäßig dämlich in überschwänglichen Lobpreisungen zu ergehen. Meine Goldstücke haben sich natürlich immer an Muttis Muttertagsverdikt gehalten. Ich bekam nichts. Alles war wie immer. Kochen, kehren, tralala. Ich war immer ein bisschen, na wie sag’ ich’s richtig … geknickt. So sind wir Frauen (und Mütter): Verbitten uns das eine. Und hätten doch gern ein selbst gehäkeltes Taschentuchtäschchen mit Initialen. In diesem Jahr verkündeten die Kinder freudig: „Wir sind nicht da! Auswärtsfahrt nach Bielefeld. Freu dich doch!“ Ich freute mich still. Kochte nichts, hatte nichts zu kehren, null tralala. Nächstes Jahr will ich Blumen!