„Désirée darf man als spätes Mädchen bezeichnen.“

Von wegen – kennst du eine, kennst du alle! „Christa ist ein wenig frühreif“, verrät mir die Verkäuferin hinter vorgehaltener Hand. Hingegen dürfe man Désirée ohne Weiteres als spätes Mädchen bezeichnen. Da muss die Frau selber kichern. „Wenn Sie Extravaganz suchen, nehmen Sie die rote Emmelie oder die fleischige Violetta.“ Jetzt ist die Expertin voll in ihrem Element. Derweil betaste ich Linda: „Oh, schön fest!“ Der Mann neben mir am Gemüsestand hüstelt sich aufmerksamkeitsheischend ins Fachgespräch (ausgesprochen unhöflich!). „Wenn ich die Damen mal unterbrechen ...“ „... ja, aber die mehlige Gunda lässt sich widerstandslos zu Brei stampfen“, macht die Marktfrau unbeirrt weiter und zwinkert mir verschwörerisch zu (irgendwie unheimlich!).

„Ich hätte jetzt wirklich gerne ...“, setzt der Querulant neben mir an. „WAS?“, schnauzt die Verkäuferin. Da traut er sich natürlich nicht mehr, vom Einkaufszettel abzulesen, sondern mischt sich auf die billige Tour in die Konversation ein: „Wieso haben alle Kartoffelsorten eigentlich Frauennamen?“ „Weil es DIE Kartoffel heißt“, belehrt die Herrin über Obst und Gemüse ihn streng. „Im Übrigen: Wenn Sie was gegen Frauen haben, sollten Sie vielleicht Porree kaufen. Ich hätte da die Sorte ,Günther‘ im Angebot.“ „Moment mal!“, protestiere ich, „... kommt hierher, unterbricht uns ständig und drängelt sich dann frech vor? Ich nehme jetzt erst mal drei Pfund Charlotte.“