„Thomas Mann meinte das genau so. Aber das ist eben nicht alles.“

Soll man ein Hindernis umfahren (Betonung auf dem a) oder umfahren (Betonung auf dem u)? Und sollte man das sanktionieren (im Sinne von billigen) oder sanktionieren (im Sinne von bestrafen)? Ach ja, die Un tiefen unserer Sprache können einen wirklich kirre machen…

Die ulkigen Wörter, die das eine, aber auch dessen Gegenteil bedeuten können, haben schon manchen und manches durcheinandergebracht. „Januswörter“ nennt man sie. „Untiefe“ etwa kann eine seichte Stelle, kann aber auch eine extreme Tiefe bezeichnen. Und „kirre“? Der US-Korrespondent Dirk Hautkapp schrieb, der Einzug der Ivanka Trump ins Weiße Haus „macht die Puristen kirre“. Unser Leser Christian Klarhoefer aus Wolfsburg stört sich an dem Satz. „Kirre“ (früher „kürre“), so weiß Klarhoefer und so bestätigt es das Lexikon, heißt schon im Mittelhochdeutschen zahm, gefügig, zutraulich. Wenn ein Jäger „kirrt“, lockt er Tiere an. Und wenn Thomas Mann in „Joseph und seine Brüder“ schreibt: „Auch durch den Kuss ließ sich der Alte nicht kirren, sondern blieb der Stärkere“, dann meint er das genau so. Aber das ist eben nicht alles. Auch wenn’s lästig ist: Als eine Art Nebenlinie, wohl vom Wort „irre“ herrührend und meist in Verbindung mit „machen“, hat sich die „kirre“-Bedeutung nervös, aufgeregt, irre etabliert. Und zwar länger schon. Das sollte man einfach hinnehmen. Also pardon, lieber Leser, aber mit Ivanka Trump ist alles in Ordnung. Zumindest, was diesen Satz angeht…