„Der starke Satz stößt etwas bitter auf. Mir geht es nämlich anders.“

Neulich träumte ich, ein Schach-Genie zu sein. In diesem Traum war ich der Urheber einer völlig neuen, gänzlich unwiderlegbaren Angriffs-Methode. Als „Likus-Attacke“ ging sie in die von so vielen, allerdings weit weniger bedeutenden Geistesblitzen durchzuckte, ewig lange Schach-Historie ein...

Nun ja. Ein Traum halt. Nur das mit der langen Historie ist keine Spinnerei. Die erste Fußball-WM wurde 1930 ausgetragen, die erste Handball-WM 1938. Da können Schach-Cracks nur milde lächeln. Am 29. März 1886 wurde ihr erster Weltmeister gekürt. Sein Name: Wilhelm Steinitz. Er kam aus Prag und siegte gegen den Polen Johannes Hermann Zukertort. Was weiß man über Steinitz? Er spielte fanatisch, schmauchte dicke Zigarren, während er brütete, und wurde später der Schachlehrer von Winston Churchills Vater. Leider endete er im Irrenhaus. Das ist natürlich bitter, aber mir imponiert die Antwort, die er vor einem Turnier auf die Frage gab, warum er sich gute Chancen ausrechne. Das liege daran, sagte er, dass er der einzige sei, der nicht gegen Steinitz spielen müsse.

Ein starker Typ. Und doch stößt mir dieser Satz etwas bitter auf. Mir geht es nämlich anders. Ja, manchmal habe ich sogar den Eindruck, auch und gerade gegen mich selbst zu spielen. Ob ich mehr Zigarren rauchen sollte?