„Am schaurig- schönsten Zitat sind mal wieder Zweifel angebracht.“

Sie sind heute mit einem mulmigen Gefühl aufgewacht? Erfüllt von unheilvollen Ahnungen? Das spricht eindeutig für Ihren historischen Instinkt bzw. Ihre klassische Bildung. Auch ich werde heute kein Risiko eingehen. Besonders die Gemeinde Iden in der Altmark werde ich – trotz ihrer angeblich sehenswerten Feldsteinkirche – heute keinesfalls besuchen. Ja, Iden wird gemieden. Denn „die Iden“, so nannten die Römer die Monatsmitte. Und an den „Iden des März“ (also am 15.3. des Jahres 44 vor Christus) geschah die „abgeschmackteste Tat, die jemals begangen worden ist“, wie das selbst der abgebrühte Goethe nannte. Mit 23 Stichen – da waren Historiker furchtbar akkurat – wurde Gaius Julius Cäsar im Senat hingemeuchelt. Pfui!

So, aber nun die typischen „Wortschatz“-Fragen: Stimmt es, dass ein Seher den Staatsmann kurz zuvor mit den Worten „Hüte dich vor den Iden des März!“ gewarnt hat? Und ist es ferner richtig, dass der sterbende Cäsar einem der Verschwörer die Frage „Auch du, mein Sohn Brutus?“ gestellt hat?

Mein Lexikon meint: Ja, die Warnung könnte stimmen. Am schaurig schönen „Auch du, mein Sohn“-Zitat sind hingegen Zweifel angebracht. Ein Argument (das man hier nicht „stichhaltig“ nennen mag): Brutus war gar nicht Cäsars Sohn. Nun ja, Moral von der Geschichte: Man hüte sich heute nicht nur vor falschen Söhnen, sondern auch vor falschen Zitaten. Und sowieso und ganz besonders vor Typen mit Dolchen.