Netzgeflüster.

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Ich habe ja schon immer gewusst, dass ich meiner Zeit weit voraus bin, und zwar so was von weit. Mit mir haben T-Shirts schon gesprochen, da hatte ich noch nicht mal ein Handy, an Smartphones war noch überhaupt nicht zu denken. „Na, mal wieder zu viel Schokolade und Chips gemampft, Tessa? Deine Speckröllchen kommen meinen Nähten gefährlich nahe!“, maulte mich mein enges Lieblingstop gerne mal an, als ich 14 war. Zugegeben, das waren natürlich rein pubertäre Halluzinationen – die mich allerdings zu einem echten Erfinder-Genie hätten machen können, hätte ich sie damals ernster genommen.

Aber wer konnte da schon ahnen, dass irgendwann alle Konsumartikel, die etwas auf sich halten, einmal mit einem reden würden? Autos, Kühlschränke, Zahnbürsten und jetzt eben auch T-Shirts – also eines zumindest, das man diese Woche in Hannover auf der Computermesse Cebit bestaunen konnte. Das Ambiotex-Fitness-Shirt ist ähnlich aufmüpfig wie meine T-Shirts schon früher. „Und jetzt noch mal tief durchatmen“, befiehlt es via Smartphone-App etwa beim Sport, nachdem es Puls, Atmung und Herzfrequenz seines Trägers mittels Hightech-Sensoren in Echtzeit ermittelt und das Stresslevel für zu hoch befunden hat. Ja, es befindet, urteilt und es macht Vorschriften, dieses kleine Drill-Instructor-Stoffstück – das ICH hätte erfinden sollen!