Brot statt Böller! Diesem moralisch einwandfreien Ausschließlichkeits-Ausruf mochten wir uns noch nie so recht anschließen. Die Sekt-oder-Selters-Fraktion war eben noch nie die unsere. Wir sind eher gediegen unentschlossen unterwegs, oder man könnte es auch wohlwollender formulieren: Brot und Böller!

Die Kinder haben natürlich verinnerlicht, dass ihre Eltern nicht nur Böller nehmen, sondern auch Brot geben, sie haben sich die Predigten über am Böller verkohlte Fingerkuppen bis hin zu abgerissenen Gliedmaßen angehört, schweigend und engelsgleich lächelnd, weil sie sich doch in der guten Gewissheit geborgen wähnten, dass die Alten auch nur zu gern böllern.

Als mein Sohn mich dieser Tage jedoch fragte, ob ich mir vorstellen könne, drei Stunden durchzuböllern, überlegte ich ernsthaft, ob die gute alte Brot-statt-Böller-Mahnung nicht doch etwas für sich habe. Drei Stunden könne kein Mensch böllern, sagte ich dem Kind, weil einem der Arm vom vielen Werfen auch ohne fehlgeleiteten Kanonenschlag abfallen würde. Na gut. Ging er also mit seinem Vater paar ausgewählte Böller kaufen.

Sie kamen wieder mit einer High-End-Effekt-Batterie namens „Kopernikus“. Einmal anzünden, 96 Schuss, 60 Sekunden Brenndauer. Wenn man davon 180 Stück kaufen würde, so erklärte er, könne man problemlos drei Stunden durchböllern, ohne dass… „Spaß, Mama“, sagte er in meine Schnappatmung hinein. Schließlich ist er ein guter Mensch. Von wegen Brot für die Welt.