Bonn. Manche Meeresschnecken klauen besondere Zellen, um sich damit zu verteidigen.

Was macht eine Schnecke, wenn sie sich bedroht fühlt? Oder angegriffen wird? Na klar, sie zieht sich schnell in ihr Schneckenhaus zurück. Denn dort ist sie vor ihren Feinden sicher.

Was aber macht eine Schnecke, wenn sie kein Schneckenhaus hat? Sie klaut sich ihren Schutz einfach bei anderen! Einige Fadenschnecken machen das so. Die Tiere leben unter Wasser, in bis zu etwa 60 Metern Tiefe. Man findet sie in fast allen Meeren der Welt. Die Schnecken ernähren sich vor allem von Nesseltieren. Das sind zum Beispiel Quallen oder See-Anemonen. Die werden von den Schnecken beklaut. Denn Nesseltiere haben eine super Waffe, um sich gegen Feinde zur Wehr zu setzen: Sie besitzen Nesselzellen.

Auf genau die haben es die Fadenschnecken abgesehen. Du kennst Nesselzellen vielleicht auch: Manchmal brennt es, wenn man Quallen im Meer berührt – das liegt an den Nesselzellen.

Diese Zellen sitzen in der obersten Hautschicht der Nesseltiere. Sie sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennen kann. „Im Inneren der Nesselzelle gibt es eine Kapsel. Und in dieser Kapsel lagert ein giftiger Faden“, erklärt Heike Wägele. Die Forscherin untersucht, was die Schnecken mit den geklauten Zellen anstellen.

Dabei passiert etwa Folgendes: Eine Fadenschnecke will zum Beispiel eine See-Anemone anfressen. „Dabei explodieren die Nesselzellen, die giftigen Fäden schießen heraus und treffen den Angreifer“, sagt die Forscherin. Aber die Nesseltiere feuern nur einen Teil ab. „Der andere Teil muss erst noch reif werden“, sagt Heike Wägele. Das ist sinnvoll, denn sonst wäre die See-Anemone schon nach einem Angriff wehrlos.

Das nutzt die Fadenschnecke aus. Sie kann die Anemonen problemlos fressen. Dabei schluckt sie unreife Nesselzellen, verdaut sie aber nicht. Sie lagert die Kapseln ein und kann sie dann selbst nutzen. „Nach etwa 48 Stunden sind die Kapseln reif“, sagt die Expertin. Knabbert dann ein Fisch an der Schnecke, kann sie die Fäden abschießen. dpa