Der Naturschutz im Wald schafft Raum für die bedrohte Tier- und Pflanzenwelt. Die muss sich ihren Platz dann zurückerobern. Ein Besuch bei Förster Christoph Beemelmans.

So ein Wald ist ein unersetzlicher Lebensraum. Er bietet Tieren Nahrung und Unterschlupf, ist die Heimat unzähliger Pflanzen und zieht Menschen an, die Erholung und Entspannung suchen. Und doch gibt es hier Gebiete, die in ihrer Einzigartigkeit noch ein wenig mehr hervorstechen als andere: die Naturschutzgebiete. Wer aber meint, dass es darin immer besonders grün und sogar wie im Urwald aussehen muss, hat sich mächtig geirrt.

Wir stehen mit Förster Christoph Beemelmans auf einer Fläche, die so groß ist wie zwei Fußballfelder. Mit dabei ist die 16-jährige Manja, die ein dreiwöchiges Praktikum beim Revierleiter macht. Sie liebt die Natur, hat aber auch schon festgestellt, dass ein Förster „sehr viel Büroarbeit machen muss“.

Heute nicht, heute geht es um Naturschutz vor Ort. Auf der freien Fläche sieht es so aus, als hätte jemand gerade das Wasser aus einem See abgelassen. Platt, kahl und öde. Und das soll ein Naturschutzgebiet sein? Oh ja, sagt der Förster, und was für eins.

Er nennt die Arbeit in dem Naturschutzgebiet Schwarzes Wasser einen „Spezialauftrag“ für die Forstwirte. Denn hier wurden Bäume nicht nur gefällt, sondern tatsächlich gerodet, also mit Wurzel entfernt. Das ist eigentlich verboten. Aber manchmal eben auch erwünscht, wie bei bestimmten Naturschutzprojekten.

Unter den Erdschichten, die ebenfalls abgetragen wurden, schlummern die hunderte Jahre alten Samen einer Heidelandschaft, erzählt der Revierleiter. Diese soll nun wieder erblühen.

Warum hier im Frühling gearbeitet werden musste und nicht einige Monate früher, weiß Wilhelm Itjeshorst von der Biologischen Station Wesel. „Tiere wie der Moorfrosch, die Ringelnatter und die Blindschleiche wären dann noch in ihrer Winterstarre gewesen. Sie hätten den Maschinen nicht ausweichen können und wären mit der Erde abgetragen worden.“

Wie vor 150 Jahren

Der Diplom-Biologe erklärt auch, warum die Bäume der Heidelandschaft weichen sollten: Früher war das Schwarze Wasser unter Fachleuten berühmt. Pflanzenliebhaber kamen von weit her, um Wasserpflanzen wie das Froschkraut zu bewundern. Das war vor über 150 Jahren. Aber dann wuchsen die für die Holzwirtschaft gepflanzten Fichten in die Höhe und hielt den Wind fern, der auf dem Weiher Wellen schlug. Das Wasser verschlammte und die Pflanzenvielfalt verschwand.

Raum für die bedrohte Tier- und Pflanzenwelt zu schaffen, ist ein wesentliches Ziel des Naturschutzes im Wald. Diese Aufgabe wird immer wichtiger. Sie macht inzwischen etwa ein Viertel seines Jobs aus, schätzt Förster Christoph Beemelmans. Spannend ist die Arbeit allemal. Denn nun ist die Natur an der Reihe, muss Heide wachsen und Froschkraut und Sumpfjohanniskraut sprießen lassen.

Die gerodete Fläche ist in einigen Wochen wieder grün, weiß Christoph Beemelmans aus Erfahrung. Sein Job ist aber noch nicht beendet. Auch der Naturschutz darf keine Bäume abtragen, ohne sie zu ersetzen. Das Stück Wald, das hier abgeholzt wurde, muss an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden.