Hast du schon einmal gesehen, dass Wasser auf einer Oberfläche, zum Beispiel einer Pflanze, einfach abperlt? Wenn das passiert, spricht man vom Lotus-Effekt. Die Bezeichnung geht auf die Lotospflanze zurück, aber auch bei Kohl und manchen Insektenflügeln lässt sich dieser Effekt beobachten.

Dr. Timm Wilke ist Juniorprofessor für Chemiedidaktik am Agnes-Pockels-Labor in Braunschweig. Er erklärt: „Grund für den Lotus-Effekt ist der besondere Aufbau der Oberfläche. Man bezeichnet die Oberfläche als hydrophob, das heißt wörtlich ‚wassermeidend‘. Sie ist nicht ganz glatt, sondern mit vielen winzigen Wachskristallen besetzt. Diese sind nur wenige Nanometer groß, also mit bloßem Auge nicht mehr erkennbar.“ Die Kristalle verhindern, dass ein Wassertropfen sich ausbreiten kann, und so rutscht er vom Blatt herunter. Dabei nimmt er Schmutzpartikel mit. Wachs und Wasser können sich nämlich, ähnlich wie Essig und Öl, nicht vermischen und stoßen sich ab.

„Diesen Effekt aus der Natur kann sich der Mensch zunutze machen. Zum Beispiel gibt es spezielle wasserabweisende Kleidung oder sogar selbstreinigende Fenster, die diese besondere Struktur der Oberfläche nachahmen, so dass auch an ihnen das Wasser einfach abperlt und den Schmutz wegspült“, sagt Herr Wilke.

Den Lotus-Effekt kannst du übrigens auch zu Hause erforschen. Wenn du eine Kohlblume oder etwas Kapuzinerkresse nimmst und Wasser darüber rinnen lässt, siehst du, wie es abperlt. Du kannst auch noch andere Blätter nehmen und vergleichen, ob sie den gleichen Effekt haben.