Nils hat sich zum Schulsanitäter ausbilden lassen, weil er einmal bei einem Unfall dabei war und nichts tun konnte. Jetzt kann er im Notfall handeln.

Nils Kappel besucht die achte Klasse der Gesamtschule in Walsum, einem Stadtbezirk von Duisburg in Nordrhein-Westfalen. Seine Lieblingsfächer sind Mathe und Sport, in seiner Freizeit kickt er beim Sportverein Gelb Weiß Hamborn. Hört sich ganz normal an für einen 13-Jährigen.

Aber Nils beherrscht einige lebenswichtige Dinge, die viele Gleichaltrige nicht können: Er weiß, wie die Herzdruckmassage funktioniert, hat die Mund-zu-Mund-Beatmung gelernt und kann einen Defibrillator bedienen. Das ist ein Gerät, das durch Stromstöße den Herzrhythmus normalisieren soll. Nils ist Schulsanitäter.

Nie mehr nur daneben stehen

Die Schulsanitäter-AG gibt es an der Gesamtschule Walsum schon seit 2003. Sie wird vom Malteser Hilfsdienst begleitet.

Nils hat sich im vergangenen Jahr für die Ausbildung entschieden. Das kam so: Bei einem Fußballspiel wurde eine Mutter von einem Ball am Kopf getroffen. Sie wurde ohnmächtig. Die Kinder waren entsetzt, aber was konnten sie tun?

Zum Glück konnte der bewusstlosen Frau schnell geholfen werden. Die Mutter eines anderen Fußballers leistete als Krankenschwester Erste Hilfe.

„Die Frau kam ins Krankenhaus, es war aber nichts Schlimmes“, erinnert sich Nils. Trotzdem hat ihn das Ereignis lange beschäftigt. „Ich wollte helfen und konnte nicht“, erzählt der 13-Jährige, „da hab ich mich für den Sanitätsdienst entschieden.“

In der wöchentlichen AG lernen die Schüler unter anderem, Verbände anzulegen und einen Notfallpatienten richtig zu lagern, zählt Jörg Müller auf. Er ist der Leiter des Schulsanitätsdienstes. Wichtig sei es, die einzelnen Aktionen und Griffe immer wieder einzuüben, bis sie richtig sitzen.

Mit dem Kissen geübt

Das war am Anfang gar nicht so einfach. Es gab viel zu lernen, erinnert sich Nils. Zum Beispiel die Herz-Lungen-Massage. Man muss eine bestimmte Körperhaltung einnehmen und die Handballen übereinander auf den Brustkorb eines Patienten legen. Und dann wird gedrückt.

Im Rhythmus von „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees oder der „Biene Maja“ von Karel Gott. Hauptsache gleichmäßig. „Ich habe das zu Hause mit einem Kissen geübt, bis es geklappt hat“, erzählt Nils.

Die Schulsanitäter sind bei großen Veranstaltungen der Schule immer dabei. Bei Theateraufführungen, Sportfesten oder am Tag der offenen Tür haben Nils und seine Kollegen den Sanitäter-Koffer mit Beatmungsmaske, Brechschale und Verbänden (kleines Foto rechts) in der Nähe. Etwas richtig Schlimmes sei zum Glück noch nicht passiert, sagt Nils.

Aber bei einem Sportfest ist ein Schulkamerad umgeknickt und Nils musste einen stabilen Verband anlegen. „Das war mein erster richtiger Notfall und ich war zwar ein bisschen aufgeregt, aber nicht so aufgeregt, dass ich nicht wusste, was ich machen musste.“

Ob er später mal in einem ähnlichen Beruf arbeiten möchte, weiß Nils noch nicht. „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, aber warum nicht, ich habe ja Spaß daran.“