Braunschweig. Der Braunschweiger Datenschutzexperte Jan Philipp Albrecht warnt vor sozialen Netzwerken.

Datenanalysefirmen wie Cambridge Analytica behaupten, direkten Einfluss auf Wahlen nehmen zu können. Ob solche Methoden auch in Deutschland angewendet werden und wie sich das auswirken kann, diskutierte Tobias Bosse im Interview mit dem Grünen-Politiker Jan Philipp Albrecht, Mitglied im Europa-Parlament.

Wie bewerten Sie diese Methoden?

Das ist schon ein starkes Stück und aus datenschutzrechtlicher Sicht äußerst bedenklich.

Wäre das Sammeln und Auswerten von Daten für Wahlkampfzwecke auch in Deutschland denkbar?

So wie es in Amerika geschehen ist, wäre es in Deutschland und auch in Europa rechtswidrig. Das geht so nicht, weil es sich hier um persönliche Daten handelt. Das wäre nur möglich, wenn die betreffenden Personen dem ausdrücklich zugestimmt hätten. Insbesondere der Verkauf an Dritte ist hier nicht möglich.

Also gibt es hierzulande keine Möglichkeiten für Firmen wie Cambridge Analytica?

Doch. Es gibt die Möglichkeit, die Daten auf anonymisierter Basis auszuwerten. Das passiert auch tatsächlich in Europa. Die Parteien lassen sich von solchen Firmen dann beispielsweise beraten, wo sie welche Zielgruppe finden.

Heißt das, Facebook analysiert das Verhalten der Nutzer?

Ja, die Daten werden individuell gesammelt und ausgewertet, anschließend aber anonymisiert. Auf Grundlage dieser Daten kann Facebook Schlüsse daraus ziehen, wie man diesen Personen politische Statements am besten präsentiert und sie erfolgreich von sich überzeugen kann. Die Ergebnisse werden an Dritte verkauft.

Also ist der einzige Unterschied zu den USA, dass die Daten hier anonymisiert sind?

Genau. Psychogramme werden auch hier erstellt und verwendet. Das sind Datensätze, die aus unserem Surfverhalten resultieren.

Ist das dann überhaupt noch

datenschutzkonform?

Das ist durchaus grenzwertig, aber durch die Anonymisierung der Daten macht sich Facebook nicht wirklich angreifbar.

Ist diese potenzielle Beeinflussung im Hinblick auf die Bundestags

wahl nicht gefährlich?

Wir müssen uns bewusst machen, dass wir auf Facebook sehr stark manipuliert werden. Das ist interessengesteuerte Meinungsmache. Wenn das nicht verstanden wird, dann laufen wir Gefahr, dass Wahlen nicht mehr aufgrund von Fakten und Argumenten entschieden werden, sondern durch Machtmanipulation.