Braunschweig. Zwei Lehramts-Studenten sind sich einig.

Stella Tabler (24) und Jan Schroeder (30) studieren beide Englisch und Sport mit dem Ziel, Lehrer zu werden. Stella hat sich bereits früh dafür entschieden, Lehrerin an einer Grund- Haupt- oder Realschule (GHR) zu werden. Während Jan Schroeder sogar einen Umzug aus seiner Heimatstadt in Kauf nahm, um Gymnasiallehrer zu werden. Im Interview mit Tobias Bosse sprachen die beiden werdenden Lehrer über ihre Motivation und die Ungleichbehandlung in Niedersachsen.

Weshalb habt Ihr euch dafür entschieden, Lehrer zu werden?

Stella: Nach der Schule habe ich ein Freiwillig-Soziales-Jahr in Südafrika gemacht und dort in einer Vorschule gearbeitet. Dabei habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit Kindern sehr viel Spaß macht und habe mich daher bewusst für GHR-Studium entschieden.

Jan: Ich war selbst ein Problemschüler und habe mich oft schlecht behandelt gefühlt – insbesondere am Gymnasium. Ich wollte das Gegenstück zu den Lehrern bilden, die ich hatte.

Meint Ihr, das Studium oder der Job als Gymnasiallehrer ist anspruchsvoller, als Lehrer für Grund- Haupt- und Realschulen zu sein?

Stella: Nein. Ich denke, dass sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Wenn überhaupt, ist die psychische Belastung an Grund-Haupt- und Realschulen größer, weil man es dort teilweise mit richtigen Härtefällen zu tun hat.

Jan: Die Anforderungen liegen auf verschiedenen Ebenen. Beides ist auf seine Art anspruchsvoll.

Findest Ihr die Ungleichbehandlung in der Bezahlung sowie in der Arbeitszeit gerechtfertigt?

Stella: Absolut nicht. Das Studium ist gleichlang. Die Anforderungen unterscheiden sich zwar, sind aber nicht weniger wert.

Jan: Dafür sehe ich keine Rechtfertigung. Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass sich jemand anmaßt, zu entscheiden, ob das Vermitteln von fachlichen oder pädagogischen Inhalten besser bezahlt sein sollte.

Sollte das Eurer Meinung nach angepasst werden?

Stella: Ja, auf jeden Fall. Man sollte sozial orientierte Berufe generell nicht schlechter bezahlen als fachliche.

Jan: Der Unterschied ist viel zu gravierend. Da muss etwas passieren.

In anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin wurde das bereits getan. Wäre das für Dich ein Grund, nicht in Niedersachsen nach einer Anstellung zu suchen?

Stella: Mehr Geld und weniger Arbeit ist definitiv ein Antrieb. Sollte sich das nicht ändern, würde ich mich eher für Berlin entscheiden.

War die bessere Bezahlung für Gymnasiallehrer ein Grund für Deine Wahl?

Jan: Es war nicht der ausschlaggebende Grund, aber auf jeden Fall ein wesentlicher Teilaspekt.