„Wir sollten den neuen Ideen nicht von vorneherein ablehnend gegenübertreten.“

Was wohl Sepp Herberger zu den Plänen der Fifa für mögliche Regeländerungen im Fußball sagen würde? Immerhin geht es ja auch um das intellektuelle Erbe des Weltmeistertrainers von 1954, war er doch für Weisheiten wie „Der Ball ist rund“ und „Ein Spiel dauert 90 Minuten“ bekannt. Möglicherweise gilt das bald alles nicht mehr. Der Ball wird zwar wohl auch in Zukunft nicht quadratisch sein, doch ansonsten plant der Fußball-Weltverband viele Regeländerungen, die den Charakter des Spiels mal mehr, mal weniger verändern werden – eine rote Karte für jeden Spieler, der ein Tor vorsätzlich mit der Hand erzielt, härte Strafen gegen Spieler, die mit dem Schiedsrichter diskutieren und vor allem die Erhöhung der Nettospielzeit. Die liegt bei den meisten Spielen durch die vielen Unterbrechungen unter 60 Minuten. Deshalb soll zukünftig mit Stoppuhr wie in anderen Sportarten gearbeitet werden, die Spieldauer dafür von 90 auf 60 Minuten sinken. Ist das dann noch der Fußball, wie ihn unsere Großeltern zu Herbergers Zeiten kannten? Ja und nein. Seit den 1950er Jahren gab es bereits viele Neuerungen, die den Fußball verändert haben. Einige positiv, andere eher nicht. Eine die zunächst heftig umstritten war, sich letztlich aber als Erfolg herausstellte, ist die Rückpassregel, die das Spiel schneller und abwechslungsreicher machte. Und auch andere Sportarten wurden immer wieder revolutioniert, angepasst. Wir sollten den neuen Ideen also nicht von vorneherein ablehnend gegenübertreten. Herberger würde das vielleicht auch so sehen. Seine beiden berühmten Sätze haben ja auch eher eine tiefergehende Bedeutung. Nämlich, dass im Fußball alles möglich ist und dass eine Partie erst dann vorbei ist, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Und daran wird sich nichts ändern.