Braunschweig. In Braunschweig entstand eine Flüchtlingsunterkunft, die auch für Studenten passt.

2015 bat die Stadt Braunschweig das Architekturbüro Dohle + Lohse um eine Lösung für dringend benötigte Flüchtlingsunterkünfte. Schnell sollte es gehen mit Planung und Bau, bei möglichst geringen Kosten. 16 dezentral verteilte Standorte hatte die Stadt ausgeguckt, auf jedem sollten bald 100 Menschen leben.

„Für diese drängende Architekturaufgabe wollten wir keine Notlösung“, sagt Architekt Hubert Dohle. „Wir standen vor einer hohen politischen, terminlichen, sozialen und auch emotionalen Aufgabe.“ Die Frage war, welcher Entwurf wäre kostensparend, baulich schnell und auf verschiedenen Grundstücken realisierbar sowie von so hoher architektonischer Qualität, dass eine Akzeptanz von den Bewohnern und auch in den Stadtteilen erreicht werden könnte? „Die Lösung“, so Dohle, „war ein Atrium aus vier frei stehenden, zweigeschossigen und rechteckigen Gebäuden, die sich um einen Innenhof gruppieren und so einen geschützten Aufenthaltsbereich für die Bewohner schaffen, gleichzeitig aber an den Gebäudekanten Durchlässe in die Nachbarschaft bieten.“

Das äußere Bild strukturiert eine Holzlattenfassade aus vorvergrauter Weißtanne, innen ist es eine schlicht verputzte Panelfassade. Trotz der Kostenfrage und der damit einhergehenden einfachen Bauweise sowie der Reduktion auf wenige Materialien, war es eine bewusste Entscheidung der Architekten, die stadtbildprägende öffentliche Ansicht hochwertiger zu gestalten als den privaten Innenraum. „Wir wollten die Integration dieser neuen Stadtbausteine in das bestehende Wohnumfeld so harmonisch und qualitätsvoll wie möglich haben“, erklärt der Architekt.

Laubengänge erschließen die Wohnungen im Obergeschoss, eine kostengünstige Konstruktion. Die in den Gebäudeecken liegenden Sechs-Personen-Appartements konnten sogar mit einer eigenen Terrasse ausgestattet werden. 26 Wohnungen bilden eine Anlage, bestehend aus Vier- und Sechs-Personen Einheiten, die an Hotelzimmer erinnern – oder eben an Studentenappartements.

Hierin sieht Dohle eine Chance: „Die Unterkünfte sind für eine lange Nutzung ausgelegt. Sollten die Flüchtlinge die Wohnungen nicht mehr benötigen, können sozial schwächere Familien oder Studierende einziehen.“ Bei einigen Standorten wird dies vermutlich schon bald der Fall sein, da weniger Flüchtlinge in Braunschweig untergebracht werden müssen als ursprünglich gedacht. Von den 16 Standorten werden daher zunächst nur acht gebaut, vier davon durch Dohle + Lohse.

Aber auch auf den anderen Grundstücken wird ihr Entwurf realisiert, umgesetzt von Braunschweiger Architekturbüros. Anfang Februar wurde nun die erste fertiggestellte Unterkunft in Melverode den Bewohnern übergeben. Im Sommer will Dohle eine der Anlagen auch der Öffentlichkeit präsentieren. Sein Gebäudekonzept ist am 25. Juni beim Tag der Architektur zu sehen. Notlösungen, so viel ist sicher, werden dort nicht gezeigt.