Helmstedt. Der 24-jährige Helmstedter Alexander Lüders blickt aus Brasilien auf die Corona-Krise in Deutschland. Der Student will schnell zurückkehren.

Während Deutschland bereits zu drastischen Maßnahmen greift, wird sich Brasilien offenbar erst langsam der Corona-Gefahr bewusst. Dort hält sich derzeit der Helmstedter Alexander Lüders auf. Im Interview mit unserer Zeitung, dass wir per WhatsApp geführt haben, berichtet der 24-Jährige, wie er die Situation dort erlebt und mit welchen Gefühlen er nach Deutschland blickt.

Hallo Alex, wo befindest Du Dich gerade und warum bist Du dort?

Zurzeit bin ich in Salvador im Bundesstaat Bahia im Nordosten Brasiliens. Zusammen mit meiner Freundin, welche ursprünglich von hier stammt und nun in Deutschland lebt, bin ich am 6. März eingereist. Wir sind hergeflogen, damit ich ihre Eltern und Familie kennenlerne, aber auch um drei Wochen Urlaub in Brasilien zu verbringen.

Wie ist die Corona-Situation und die Stimmung dort?

Da ich nur Spanisch und kein Portugiesisch spreche, ist es etwas schwierig für mich, die Situation in Brasilien genau zu beurteilen. Bisher habe ich online keine gute Übersicht über die Lage und die konkreten Zahlen gefunden, wie es sie etwa bei „Zeit Online“ gibt. Allgemein lässt sich aber sagen, dass es hier bisher viel weniger Fälle gibt als in Deutschland. Offiziell sind es heute (19. März) wohl 27 im Bundesstaat Bahia, in ganz Brasilien 530.

Die Stimmung war bisher eher ironisierend, man hat Witze gemacht, eben die brasilianische Art mit Problemen umzugehen. Doch so langsam nehmen auch die Zweifel und Ängste in der Bevölkerung zu. Ich habe auch gelesen, dass selbst der Präsident, welcher Kontakt mit einem Corona-Infizierten hatte, noch vor einigen Tagen auf einer Demonstration mit Hunderten Leuten war.

Ich hoffe, dass die Zahl der Corona-Patienten hier nicht so rasant ansteigen wird wie in Deutschland. In Salvador wurden bisher noch wenige Maßnahmen getroffen. Einige Museen sind geschlossen, aber ansonsten sind noch wenig Einschränkungen im öffentlichen Raum bemerkbar. Allerdings gab es nun Ankündigungen, dass dies wohl geschehen wird.

In anderen Städten, etwa Sao Paolo, gibt es dagegen schon stärkere Einschränkungen. Wie genau sich das gestaltet, kann ich aber schwer sagen.

Was bekommst Du von der Lage in Deutschland mit? Wie informierst Du Dich und wie wirken die Nachrichten aus Deutschland auf Dich?

Ich lese jeden Tag morgens die Nachrichten aus Deutschland über die Websites der Zeitschriften „Zeit“ und „taz“. Etwas beunruhigend ist es schon, allerdings wirkt es sehr unwirklich, da hier wenig davon zu spüren ist. Ich glaube, den Ernst der Lage verstanden zu haben, aber so richtig begreifen werde ich es wohl erst, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin.

Wie hältst Du Kontakt zu Deinen Angehörigen?

Mit meiner Familie und Freunden halte ich Kontakt über WhatsApp. Wir schreiben zurzeit täglich und nutzen die Videochat-Funktion. Es sind auch sie, die mich gebeten haben, den Rückflug vorzuverlegen. Sie sind besorgter als ich. Es ist wirklich schwierig, so eine Ausnahmesituation zu beurteilen, wenn man selber überhaupt nichts direkt mitbekommt.

Hast Du vor, zurück nach Deutschland zu fliegen und wie gestaltet sich das? Bekommst Du problemlos einen Flug?

Unser ursprünglicher Plan war, am 21. März nach Sao Paolo zu fliegen, dort noch einige Tage zu verbringen und dann am 26. März zurückzukehren nach Deutschland. Da es aber in Sao Paolo bereits zu größeren Einschränkungen kam und es keinen Sinn macht, in eine geschlossene Stadt zu reisen, haben wir unsere Planung geändert.

Wir haben nun unsere Rückreise vom 26. März auf den 21. März vorgezogen, reisen also nach der Ankunft in Sao Paolo direkt weiter. Wir hoffen, dass bis dahin nicht der Flugverkehr komplett geschlossen wird, sodass wir dann festsitzen würden. Die Kosten für einen neuen Rückflug sind aber so stark explodiert, dass wir das für die beste Lösung halten. Hoffentlich waren wir nicht zu leichtsinnig.

Rechnest Du damit, Dich nach der Rückkehr in Quarantäne begeben zu müssen? Oder hast Du vor, das freiwillig zu tun?

Für die Tage nach meiner Ankunft habe ich bisher nicht viel geplant. Zurzeit studiere ich in Leipzig und der Semesterstart wurde nach hinten verschoben, sodass ich wahrscheinlich keinen Kontakt mit anderen Personen haben werde. Das heißt, dass ich wohl ohnehin die meiste Zeit zuhause verbringen werde.

Falls ich gebeten werde, mich in komplette Quarantäne zu begeben, werde ich das tun. Es ist wohl auch besser, wenn ich zunächst keine Freunde treffe und nur zum Einkaufen rausgehe.

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