Walkenried. Bahnstreik-Update: Was Reisende und Pendler im Harz jetzt zu Notfahrplänen und Alternativen wissen müssen. Ein Überblick.

  • Streik bei der Bahn: Das müssen Pendler und Reisende im Harz jetzt wissen
  • Notfahrpläne, andere Anbieter oder aber der Bus: Diese Alternativen zur Bahn gibt es
  • Experte aus dem Südharz analysiert die möglichen Optionen für Bahnkunden

Es gibt wieder Streiks bei der Bahn: nach den gescheiterten Tarifverhandlungen mit der Lokführergewerkschaft GDL kündigt die GDL am Montag einen neuen Ausstand für 35 Stunden ab Donnerstag an. Die Tarifverhandlungen hatten Anfang November 2023 begonnen. Bis Ende Januar dieses Jahres war jedoch kaum verhandelt, dafür aber mehrmals gestreikt worden. In einer Urabstimmung hatten sich die Mitglieder der Gewerkschaft Ende des Jahres 2023 für die Möglichkeit auch unbefristeter Streiks ausgesprochen.

Was bedeutet das aber für Pendler und Reisende? Welche Verbindungen werden überhaupt noch angeboten? Gibt es im Streikfall Alternativen zur Deutschen Bahn? Michael Reinboth, Sprecher der Initiative Höchste Eisenbahn für den Südharz, hat den möglichen Notfahrplan des Unternehmens, aber auch die Angebote von anderen Anbietern analysiert und stellt vor, wie Interessierte den Zug oder aber auch den Bus weiterhin nutzen können. Die Initiative hat sich aber auch die weiteren Unternehmen, die im ÖPNV, speziell im Bahnverkehr tätig sind, angeschaut und analysiert, welche Strecken bedient werden.

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Wo fährt die Bahn im Streikfall: Eine Gesamtübersicht

Auf den nachfolgend aufgeführten Linien wird grundsätzlich das volle Betriebsprogramm angeboten. „Allerdings kann es stundenweise zu Ausfällen oder Teilausfällen kommen, wenn der Streik auf die Streckeninfrastruktur ausgedehnt wird. Die GDL wird hierzu aufrufen, da sie am vollständigen Ausfall des Bahnverkehrs interessiert ist“, beschreibt Michael Reinboth. Erfahrungsgemäß sei der Organisationsgrad der Gewerkschaften im Bereich Infrastruktur aber noch niedrig. Gleichwohl empfiehlt der Experte Pendlern und Reisenden, morgens und mittags über die App DB Navigator, den „DB Streckenagent“ oder andere Quellen abzufragen, ob die Infrastruktur auch vom Streik betroffen ist. Fahrgäste können sich zudem über die kostenlose Rufnummer 08000 996633 über ihre Fahrtmöglichkeiten informieren. Der schnellste Weg, Notfahrpläne zu finden, findet sich auch hier: https://www.bahn.de/service/fahrplaene/aktuell. Diese Linien sollten nicht bestreikt werden:

  • Göttingen – Eichenberg – Kassel und Bebra (Bedient durch das Unternehmen Cantus)
  • Göttingen – Northeim – Kreiensen – Hannover – Uelzen – Hamburg (Metronom)
  • Lüneburg – Lübeck – Kiel (Erixx)
  • Hamburg – Rotenburg (Wümme) – Bremen (Metronom)
  • Göttingen – Bodenfelde – Paderborn (Nordwestbahn)
  • Kreiensen – Holzminden – Paderborn (Nordwestbahn)
  • Paderborn – Soest – Hamm – Münster (Eurobahn)
  • Kassel – Paderborn – Soest – Hamm - Düsseldorf (National Express)
  • Kassel – Gießen – Frankfurt (HLB)
  • Kassel – Bebra – Fulda (Cantus)
  • Halle (Saale) – Sangerhausen – Nordhausen – Eichenberg – Kassel (Abellio)
  • Magdeburg – Güsten - Aschersleben (Abellio)
  • Magdeburg – Güsten – Sangerhausen – Erfurt (Abellio)
  • Hannover – Salzgitter-Ringelheim – Goslar – Bad Harzburg (Erixx)
  • Braunschweig – Vienenburg – Goslar / Bad Harzburg (Erixx)
  • Goslar – Vienenburg – Wernigerode - Halberstadt – Halle (Abellio)
  • Magdeburg – Halberstadt – Quedlinburg – Thale (Abellio)
  • Magdeburg – Potsdam - Berlin (ODEG)
  • Halberstadt – Blankenburg (Abellio)
  • Braunschweig – Wittingen – Uelzen (Erixx)
  • Braunschweig – Hannover – Minden – Osnabrück / Bielefeld (Westfahlenbahn)
  • Hannover – Wolfsburg (Enno)
  • Hildesheim – Braunschweig (Enno)
  • S-Bahn Hannover (Transdev)
  • Halle (Saale) – Naumburg – Weimar – Erfurt – Eisenach (Abellio)
  • Eisenach – Bebra (Cantus)
  • Nordhausen – Ilfeld – Wernigerode (HSB)
  • Nordhausen – Alexisbad – Quedlinburg (HSB)

Nicht bestreikt werden ferner die Regio-S-Bahn Bremen (mögliche Verbindungen: Bremen – Bremerhaven, Bremen – Oldenburg, Bremen – Verden) und die Erfurter Bahn/STB (mögliche Verbindungen: Erfurt – Meiningen, Erfurt – Saalfeld) .

Ein Zug hält am Bahnhof in Walkenried. Reisende steigen ein und aus. 
Ein Zug hält am Bahnhof in Walkenried. Reisende steigen ein und aus.  © FMN | Thorsten Berthold

Bahnverbindungen der DB Regio im Harz im Streikfall:

Im Harz-Weser-Netz kann voraussichtlich ein Basisverkehr aufrechterhalten werden, der sich im Harz auf die Strecken der RB46, RB80 und RB82 beschränkt. „Bei den letzten Streiks gelang es, in Herzberg alle zwei Stunden den Zugverkehr zu organisieren“, beschreibt der Walkenrieder die jüngsten Erfahrungen. Auch hier verweist er aber darauf, dass Reisende und Pendler im Vorfeld zur Sicherheit die entsprechenden Auskunftssysteme nutzen sollten. „In Thüringen kann die Achse Jena – Göttingen bedient werden, auf der Strecke Nordhausen – Erfurt wird ein minimales Angebot angeboten.“ So sieht der Plan auf den Strecken nach aktuellen Informationen aus:

  • Northeim – Herzberg – Walkenried - Nordhausen (2-Stunden-Takt geplant)
  • Braunschweig – Salzgitter-Ringelheim – Herzberg (2-Stunden-Takt geplant)
  • Braunschweig – Magdeburg (unregelmäßig)
  • Kreiensen – Goslar (2-Stunden-Takt geplant)
  • Braunschweig – Schöppenstedt (2-Stunden-Takt geplant)
  • Northeim – Bodenfelde (Schienenersatzverkehr)
  • Salzderhelden – Einbeck (Schienenersatzverkehr)
  • Göttingen – Erfurt – Jena – Gera (2-Stunden-Takt geplant)
  • Nordhausen - Erfurt (4-5 Zugpaare vorgesehen)

Busse, die in den Kreisen Göttingen, Goslar und Nordhausen fahren:

Gute Nachrichten gibt es im Bereich Busverkehr. „Alle Regionalbuslinien in den Landkreisen Göttingen und Goslar verkehren nach Plan.“ Als Ersatz für ausgefallene Züge nennt der Verkehrsexperte folgende Linien als relevant:

  • Herzberg – Duderstadt
  • Duderstadt – Göttingen (3 Linien plus Schnellbus)
  • Herzberg – Barbis – Bad Lauterberg
  • Bad Lauterberg – Barbis – Bad Sachsa
  • Bad Sachsa – Walkenried – Braunlage
  • Braunlage - Wernigerode
  • Braunlage – Bad Harzburg
  • Bad Harzburg – Goslar
  • Goslar – Langelsheim
  • Goslar – Salzgitter-Bad
  • Salzgitter-Bad - Braunschweig
  • Osterode – Lerbach – Clausthal-Zellerfeld
  • Osterode – Gittelde – Clausthal-Zellerfeld
  • Osterode – Eisdorf - Gittelde
  • Clausthal-Zellerfeld – Goslar
  • Osterode – Katlenburg
  • Katlenburg - Northeim
  • Wulften – Bilshausen – Ebergötzen – Göttingen

Komplett Entwarnung kann Michael Reinboth aber nicht geben. Die Stadtbusse in Göttingen und Goslar und die Busse im Kreis Nordhausen könnten gegebenenfalls von einem parallel laufenden Streik der Gewerkschaft ver.di betroffen sein. Sicher genutzt werden könnten im Landkreis Nordhausen dagegen folgende Linien der Verkehrsbetriebe Nordhausen:

  • Straßenbahn und HSB Niedersachswerfen - Nordhausen
  • Ellrich – Niedersachswerfen – Nordhausen
  • Neuhof – Branderode – Nordhausen
  • Gudersleben – Salza - Nordhausen
GDL-Mitglieder streiken vor dem Hauptbahnhof Hannover.
GDL-Mitglieder streiken vor dem Hauptbahnhof Hannover. © DPA Images | Julian Stratenschulte

Fernverkehr mit dem ICE mit Blick auf Göttingen:

Auf den Bahnlinien Hamburg – Hannover – Göttingen – Frankfurt und München werden nach Ansicht von Michael Reinboth wenige ICE verkehren. „Hier gibt es aber wegen diverser Baustellen ohnehin massive Änderungen.“ Mit einigen Zugpaaren bedient werde nach aktuellen Informationen auch der Bereich Ruhr/Rhein – Hannover – Berlin. „Alle anderen den Harz betreffenden Linien werden wohl überwiegend entfallen“, fasst er seine Eindrücke zusammen.

So hilft das neue Harz-Kursbuch im Streikfall:

Hilfe bei der Suche nach den passenden Verbindungen bietet auch das bekannte Harz-Kursbuch der Initiative. Und diese wird wirklich geschätzt. „Je mehr gestreikt wird, desto mehr Bücher verkaufen wir. Es zeigt also, dass unser Angebot den Menschen hilft“, erklärt Michael Reinboth.

  • Im „Harz-Kursbuch“ ist auf rund 250 Seiten alles Wissenswerte über Bahn und Bus im Harz zusammengestellt.
  • Es liefert einige Hinweise für die Streiktage. Aus diesem kann man zum Beispiel die parallel zu Bahnstrecken verkehrenden Buslinien ersehen. Die gibt es ja durchaus: Langelsheim – Goslar – Bad Harzburg, Herzberg – Bad Lauterberg/Bad Lauterberg – Bad Sachsa – Walkenried, Ellrich – Nordhausen, um ein paar Beispiele zu nennen.
  • Das Buch ist wieder einbändig, kostet 5 Euro und kann – bei Postversand zuzüglich Porto und Verpackung – bei der Initiative (Michael Reinboth, Klettenberger Weg 15, 37445 Walkenried, michael.reinboth@suedharzstrecke.de) bestellt werden.
  • Eine elektronische Version in Form einer pdf-Datei steht hier zum Download bereit.
  • Ein Bezug ist aber auch über den Harzer Tourismusverband in Goslar möglich.

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