Gifhorn. Ole Kranz arbeitet in einem sozialen Brennpunkt in Pretoria, um junge Leute in Jobs zu bringen. So will er dafür an Geld kommen.

Ole Kranz war noch nie in Afrika. Doch gleich nach dem anstehenden Abitur geht der Gifhorner ein Jahr für ein Projekt nach Südafrika. Nicht ins hippe Kapstadt. Nicht auf Safari. Sondern mitten rein in einen sozialen Brennpunkt in der Hauptstadt Tshwane, wie Pretoria mittlerweile heißt.

Der 19-Jährige hat sich bewusst für einen Freiwilligendienst Jahr im Ausland entschieden und auch für das Hilfsprojekt, dessen Ansatz er tatkräftig unterstützen will. „Ich werde jungen Arbeitslosen und Obdachlosen helfen, einen Job zu finden.“ Kranz weiß, wie sehr Obdachlose in Südafrika stigmatisiert werden „Noch mehr als bei uns.“ Deswegen sei es so wichtig, ihnen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, damit sie sich aus dem Teufelskreis der Wohnungslosigkeit befreien könnten.

Der junge Gifhorner will Gleichaltrigen auf Augenhöhe helfen

Bedürftige, die beim Projekt Tshepo Urban Trading der Stiftung Tshwane Leadership Foundation anklopfen, tun das aus eigenem Antrieb und nicht, weil ein Amt sie geschickt hätte. Ole Kranz will ihnen auf Augenhöhe helfen.

Und was kann ein deutscher Waldorfschüler bei solchen Schicksalen tun? Eine Menge, ist er überzeugt. „Ich wollte vor dem Studium auf jeden Fall etwas Soziales machen, aber mit einem wirtschaftlichen Ansatz, um meine Kenntnisse einzubringen und praktisch zu erproben. Also, ich wollte keine Bäume pflanzen“, macht er unmissverständlich deutlich. Zugleich erwartet Kranz, dass er selbst eine Menge lernt und Erfahrungen sammelt.

Kranz wird also Seminare begleiten, wie sich die Hilfesuchenden überzeugend um einen Job bewerben können oder wie sie einen fehlerfreien Lebenslauf formulieren. Tshepo Urban Trading baut mit den Teilnehmern zudem eigene Kleinunternehmen auf. „Das heißt dort Start-ups, das hat aber kaum etwas mit hiesigen High-Tech-Unternehmen zu tun“, erklärt Kranz. Zielrichtung seien eigene kleine Einkaufsläden oder Fahrradshops, die die Infrastruktur im ärmeren Wohnumfeld stärken könnten. Haben solche Gründungen Erfolg, fließt ein Teil des Gewinns zurück zur Hilfsorganisation.

Das Prinzip hat sich in mehr als 30 Jahren seit dem Ende der Apartheid 1993 bewährt. Die Organisation setzte früh auf Unterstützung durch internationale Praktikanten, wie Ole Kranz einer sein wird. Über das deutsche Ehemaligen-Netzwerk Friends e. V. kam der Gifhorner auf die nur in Pretoria tätige Stiftung. Denn schon ein Jahr vor seinem Abitur begann er, gezielt nach geeigneten Projekten zu suchen. Kriterium war ein soziales Auslandsengagement in einem englischsprachigen Land. Will Kranz doch danach in Dänemark einen Studiengang auf Englisch belegen.

Ein Luxus-Urlaub wird das Auslandsjahr nicht

Die Ehemaligen treffen mit Motivationsschreiben, Bewerbungsbogen und Lebenslauf sowie bei einem Bewerbertreffen eine strikte Auswahl, wen sie für die anspruchsvolle Aufgabe für geeignet halten. Im Gegenzug bieten sie Seriosität und Sicherheit. Der Freiwilligendienst ist in das Weltwärts-Programm des Bundes-Entwicklungshilfeministeriums eingebunden. Die Freiwilligen bekommen Flug, Krankenversicherung und Auslandsreiseschutz bezahlt. Die deutschen Helfer leben in Tshwane in einer Wohngemeinschaft und müssen sich mit 100 Euro Taschengeld pro Person und Monat selbst verpflegen.

Ein Luxus-Urlaub wird der Einsatz also definitiv nicht. „Aber es gibt Urlaubswochen, in denen man frei hat und auf eigene Faust im Land etwas unternehmen kann“, weiß Ole Kranz. Unter dem Strich kommen so rund 12.000 Euro Kosten zusammen. „75 Prozent davon trägt das Ministerium“, erklärt Kranz. „Die übrigen 3000 Euro oder besser noch etwas mehr muss ich selbst durch Spenden aufbringen.“ Daran arbeitet der 19-Jährige gezielt und wirbt um Unterstützer für sein Vorhaben. Beispielsweise verteilt er einen Handzettel mit den Eckdaten des Vorhabens.

Darum muss der Helfer noch Geld mitbringen

Sammelt er mehr Spenden, kann er damit weniger erfolgreiche Teilnehmer unterstützen oder die Mittel dem Hilfsprojekt zur Verfügung stellen. Spenden gehen mit dem Verwendungszweck Spendenkreis Pretoria Ole Kranz auf das Konto DE60 3506 0190 1013 5650 20 (Kontoinhaber Friends e. V., Partner der Tshwane Leadership Foundation). Für Spendenquittungen ist die volle Adressangabe erforderlich.

Und was sagen Oles Mitschülerinnen und Freunde zu seinem großen Ziel? „Die meisten finden es richtig cool“, freut sich der junge Mann über den Zuspruch. Einige machten sich aber auch Sorgen, ob es an dem sozialen Brennpunkt in der fremden Umgebung nicht zu gefährlich sei, wo man nachts nicht vor die Tür dürfe. Das fürchtet Ole nicht: „Wir werden gut vorbereitet. Und da ist bisher nie was passiert.“

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