Barwedel. Das trieb die Bundeswehr bis 1995 in dem streng bewachten Turm. Und das spielt sich heute hinter den hohen Betonmauern ab.

Wehrhaft, abweisend, geheimnisvoll: So steht der frühere Bundeswehr-Horchposten in Barwedel im Kreis Gifhorn bis heute auf dem Funkberg mitten im Dorf. Noch immer umgibt den fast 70 Meter hohen abhörsicheren Betonturm die Atmosphäre des Kalten Krieges und ja, auch ein zugiger Hauch von Spionage.

Von 1976 bis kurz vor Übergabe der Liegenschaft an die Gemeinde 1995 nutzte die Bundeswehr den Turm als Horchposten, um in der damaligen DDR die Aktivitäten von Nationaler Volksarmee und russischen Besatzungstruppen auszuspähen. Dafür war kein Aufwand zu hoch.

Lost Place: Das unübersehbarste Geheimnis im Kreis Gifhorn

Der einstige Horchposten der Bundeswehr in Barwedel wurde in der Nähe der damaligen innerdeutschen Grenze auf einem 102 Meter hohen Berg errichtet und ist fast 70 Meter hoch.
Der einstige Horchposten der Bundeswehr in Barwedel wurde in der Nähe der damaligen innerdeutschen Grenze auf einem 102 Meter hohen Berg errichtet und ist fast 70 Meter hoch. © FMN | Christian Franz
Der 1976 errichtete Bundeswehr-Horchposten war streng gesichert. Die Umzäunung steht bis heute.
Der 1976 errichtete Bundeswehr-Horchposten war streng gesichert. Die Umzäunung steht bis heute. © FMN | Christian Franz
Hier geht es hinauf zur Turmspitze. Teilweise verlaufen an der Beton-Innenwand neue Kabel, denn der optimal platzierte Turm wird heute für Mobilfunkantennen genutzt.
Hier geht es hinauf zur Turmspitze. Teilweise verlaufen an der Beton-Innenwand neue Kabel, denn der optimal platzierte Turm wird heute für Mobilfunkantennen genutzt. © FMN | Christian Franz
Der weite Blick vom Dach des Basisgebäudes reicht über das Dorf und hinüber zu einem Windpark mit Barwedeler und Jembker Windrädern.
Der weite Blick vom Dach des Basisgebäudes reicht über das Dorf und hinüber zu einem Windpark mit Barwedeler und Jembker Windrädern. © FMN | Christian Franz
Sicherheit geht vor, überall im Turm. 
Sicherheit geht vor, überall im Turm.  © FMN | Christian Franz
Selbst an so etwas wurde im Kalten Krieg gedacht: Der Aktenvernichtungsraum sieht aus wie eine Waschküche. Die geheimen Unterlagen wurden nicht einfach geschreddert, sondern zu Papierbrei aufgeweicht. 
Selbst an so etwas wurde im Kalten Krieg gedacht: Der Aktenvernichtungsraum sieht aus wie eine Waschküche. Die geheimen Unterlagen wurden nicht einfach geschreddert, sondern zu Papierbrei aufgeweicht.  © FMN | Christian Franz
In den Katakomben des Turmsockels findet sich die technische Schaltzentrale. Funktionsfähig ist hier spätestens seit der Übergabe der Liegenschaft an die Gemeinde Barwedel 1995 nichts mehr.
In den Katakomben des Turmsockels findet sich die technische Schaltzentrale. Funktionsfähig ist hier spätestens seit der Übergabe der Liegenschaft an die Gemeinde Barwedel 1995 nichts mehr. © FMN | Christian Franz
In den Katakomben des Turmsockels findet sich die technische Schaltzentrale. Funktionsfähig ist hier spätestens seit der Übergabe der Liegenschaft an die Gemeinde Barwedel 1995 nichts mehr.
In den Katakomben des Turmsockels findet sich die technische Schaltzentrale. Funktionsfähig ist hier spätestens seit der Übergabe der Liegenschaft an die Gemeinde Barwedel 1995 nichts mehr. © FMN | Christian Franz
In den Katakomben des Turmsockels findet sich die technische Schaltzentrale. Funktionsfähig ist hier spätestens seit der Übergabe der Liegenschaft an die Gemeinde Barwedel 1995 nichts mehr.
In den Katakomben des Turmsockels findet sich die technische Schaltzentrale. Funktionsfähig ist hier spätestens seit der Übergabe der Liegenschaft an die Gemeinde Barwedel 1995 nichts mehr. © FMN | Christian Franz
Ein großes Notstromaggregat sollte bei Netzausfall den Weiterbetrieb des Horchpostens sichern. Inzwischen ist der Dieseltank leer.
Ein großes Notstromaggregat sollte bei Netzausfall den Weiterbetrieb des Horchpostens sichern. Inzwischen ist der Dieseltank leer. © FMN | Christian Franz
Ein großes Notstromaggregat sollte bei Netzausfall den Weiterbetrieb des Horchpostens sichern. Inzwischen ist der Dieseltank leer.
Ein großes Notstromaggregat sollte bei Netzausfall den Weiterbetrieb des Horchpostens sichern. Inzwischen ist der Dieseltank leer. © FMN | Christian Franz
Ein großes Notstromaggregat sollte bei Netzausfall den Weiterbetrieb des Horchpostens sichern. Inzwischen ist der Dieseltank leer.
Ein großes Notstromaggregat sollte bei Netzausfall den Weiterbetrieb des Horchpostens sichern. Inzwischen ist der Dieseltank leer. © FMN | Christian Franz
Der stillgelegte Fahrstuhl reichte  einst nur in die obere Etage des Sockelgebäudes. Den Turm selbst erklimmt man nur über eine enge Stahlgittertreppe.
Der stillgelegte Fahrstuhl reichte  einst nur in die obere Etage des Sockelgebäudes. Den Turm selbst erklimmt man nur über eine enge Stahlgittertreppe. © FMN | Christian Franz
Die Arbeitsebene: In der oberen Etage war eine Art Großraumbüro, in dem sich vier Funktionsbereiche befanden: Tastfunkempfang für abgehörte Morsesignal, Sprachfunkempfang für zumeist russischsprachige Funksprüche, eine Peilzentrale, um die beweglichen Antennen des Turms optimal auszurichten, sowie eine erste Auswertung. Bürgermeisterin Melanie Meinecke spricht heute vom
Die Arbeitsebene: In der oberen Etage war eine Art Großraumbüro, in dem sich vier Funktionsbereiche befanden: Tastfunkempfang für abgehörte Morsesignal, Sprachfunkempfang für zumeist russischsprachige Funksprüche, eine Peilzentrale, um die beweglichen Antennen des Turms optimal auszurichten, sowie eine erste Auswertung. Bürgermeisterin Melanie Meinecke spricht heute vom "Krypto-Raum". © FMN | Christian Franz
Stichwort Abhörsicherheit: Die Fenster waren mit feinem Metalldraht bespannt, der wie ein Fliegengitter wirkt, aber vor allem Funkwellen abschirmen sollte.
Stichwort Abhörsicherheit: Die Fenster waren mit feinem Metalldraht bespannt, der wie ein Fliegengitter wirkt, aber vor allem Funkwellen abschirmen sollte. © FMN | Christian Franz
Die Arbeitsebene: In der oberen Etage war eine Art Großraumbüro, in dem sich vier Funktionsbereiche befanden: Tastfunkempfang für abgehörte Morsesignal, Sprachfunkempfang für zumeist russischsprachige Funksprüche, eine Peilzentrale, um die beweglichen Antennen des Turms optimal auszurichten, sowie eine erste Auswertung. Bürgermeisterin Melanie Meinecke spricht heute vom
Die Arbeitsebene: In der oberen Etage war eine Art Großraumbüro, in dem sich vier Funktionsbereiche befanden: Tastfunkempfang für abgehörte Morsesignal, Sprachfunkempfang für zumeist russischsprachige Funksprüche, eine Peilzentrale, um die beweglichen Antennen des Turms optimal auszurichten, sowie eine erste Auswertung. Bürgermeisterin Melanie Meinecke spricht heute vom "Krypto-Raum". © FMN | Christian Franz
Hier geht es hinauf zur Turmspitze. Teilweise verlaufen an der Beton-Innenwand neue Kabel, denn der optimal platzierte Turm wird heute für Mobilfunkantennen genutzt.
Hier geht es hinauf zur Turmspitze. Teilweise verlaufen an der Beton-Innenwand neue Kabel, denn der optimal platzierte Turm wird heute für Mobilfunkantennen genutzt. © FMN | Christian Franz
Hier geht es hinauf zur Turmspitze. Teilweise verlaufen an der Beton-Innenwand neue Kabel, denn der optimal platzierte Turm wird heute für Mobilfunkantennen genutzt.
Hier geht es hinauf zur Turmspitze. Teilweise verlaufen an der Beton-Innenwand neue Kabel, denn der optimal platzierte Turm wird heute für Mobilfunkantennen genutzt. © FMN | Christian Franz
Hier geht es hinauf zur Turmspitze. Teilweise verlaufen an der Beton-Innenwand neue Kabel, denn der optimal platzierte Turm wird heute für Mobilfunkantennen genutzt.
Hier geht es hinauf zur Turmspitze. Teilweise verlaufen an der Beton-Innenwand neue Kabel, denn der optimal platzierte Turm wird heute für Mobilfunkantennen genutzt. © FMN | Christian Franz
Außen am Turm waren steuerbare Antennen angebracht, die sich feinmechanisch in Richtung der Funkstationen in der damaligen DDR ausrichten ließen. Die robuste Anlage hat die Jahrzehnte überdauert.
Außen am Turm waren steuerbare Antennen angebracht, die sich feinmechanisch in Richtung der Funkstationen in der damaligen DDR ausrichten ließen. Die robuste Anlage hat die Jahrzehnte überdauert. © FMN | Christian Franz
Außen am Turm waren steuerbare Antennen angebracht, die sich feinmechanisch in Richtung der Funkstationen in der damaligen DDR ausrichten ließen. Die robuste Anlage hat die Jahrzehnte überdauert.
Außen am Turm waren steuerbare Antennen angebracht, die sich feinmechanisch in Richtung der Funkstationen in der damaligen DDR ausrichten ließen. Die robuste Anlage hat die Jahrzehnte überdauert. © FMN | Christian Franz
Der weite Blick reicht über das Dorf und hinüber zu einem Windpark mit Barwedeler und Jembker Windrädern.
Der weite Blick reicht über das Dorf und hinüber zu einem Windpark mit Barwedeler und Jembker Windrädern. © FMN | Christian Franz
Geheizt wurde mit Öl, typisch 1970er Jahre. Die Anlage ist beinahe das zivilste Gerät in dem Turm und hält bis heute durch. 
Geheizt wurde mit Öl, typisch 1970er Jahre. Die Anlage ist beinahe das zivilste Gerät in dem Turm und hält bis heute durch.  © FMN | Christian Franz
Geheizt wurde mit Öl, typisch 1970er Jahre. Die Anlage ist beinahe das zivilste Gerät in dem Turm und hält bis heute durch. 
Geheizt wurde mit Öl, typisch 1970er Jahre. Die Anlage ist beinahe das zivilste Gerät in dem Turm und hält bis heute durch.  © FMN | Christian Franz
Die Lüftungsanlage war ein wichtiges Bauteil. Nur so kam Frischluft in den Turm, denn Lüften war nicht erlaubt. Um die Abhörsicherheit zu gewährleisten, blieben alle Fenster geschlossen.
Die Lüftungsanlage war ein wichtiges Bauteil. Nur so kam Frischluft in den Turm, denn Lüften war nicht erlaubt. Um die Abhörsicherheit zu gewährleisten, blieben alle Fenster geschlossen. © FMN | Christian Franz
Die Lüftungsanlage war ein wichtiges Bauteil. Nur so kam Frischluft in den Turm, denn Lüften war nicht erlaubt. Um die Abhörsicherheit zu gewährleisten, blieben alle Fenster geschlossen.
Die Lüftungsanlage war ein wichtiges Bauteil. Nur so kam Frischluft in den Turm, denn Lüften war nicht erlaubt. Um die Abhörsicherheit zu gewährleisten, blieben alle Fenster geschlossen. © FMN | Christian Franz
Die Lüftungsanlage war ein wichtiges Bauteil. Nur so kam Frischluft in den Turm, denn Lüften war nicht erlaubt. Um die Abhörsicherheit zu gewährleisten, blieben alle Fenster geschlossen.
Die Lüftungsanlage war ein wichtiges Bauteil. Nur so kam Frischluft in den Turm, denn Lüften war nicht erlaubt. Um die Abhörsicherheit zu gewährleisten, blieben alle Fenster geschlossen. © FMN | Christian Franz
Die Lüftungsanlage war ein wichtiges Bauteil. Nur so kam Frischluft in den Turm, denn Lüften war nicht erlaubt. Um die Abhörsicherheit zu gewährleisten, blieben alle Fenster geschlossen.
Die Lüftungsanlage war ein wichtiges Bauteil. Nur so kam Frischluft in den Turm, denn Lüften war nicht erlaubt. Um die Abhörsicherheit zu gewährleisten, blieben alle Fenster geschlossen. © FMN | Christian Franz
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Die aus heutiger Sicht antiquierte Funktechnik nahmen die Soldaten der Fernmeldekompanie 945 bei Abzug natürlich mit. Doch was sie zurückließen, spricht Bände über die

Furcht im Kalten Krieg

Die verlassene Essenausgabe des ehrwürdigen BGS-Casinos wirkt noch, als könnte sie schnell wieder geöffnet werden.
Die verlassene Essenausgabe des ehrwürdigen BGS-Casinos wirkt noch, als könnte sie schnell wieder geöffnet werden. © FMN | Christian Franz
Das Casino der BGS-Kaserne firmierte einst unter der Bezeichnung Kantine, wie die erhaltene Wandbeschriftung  zeigt.
Das Casino der BGS-Kaserne firmierte einst unter der Bezeichnung Kantine, wie die erhaltene Wandbeschriftung  zeigt. © FMN | Christian Franz
An der Essensausgabe waren die Abläufe in der Großküche des BGS  einsehbar.
An der Essensausgabe waren die Abläufe in der Großküche des BGS  einsehbar. © FMN | Christian Franz
Der Speisesaal des verlassenen Gifhorner  BGS-Casinos wirkt mit hölzernen Balken, Vertäfelung und schönen Opalglasleuchten noch heute einladend.
Der Speisesaal des verlassenen Gifhorner  BGS-Casinos wirkt mit hölzernen Balken, Vertäfelung und schönen Opalglasleuchten noch heute einladend. © FMN | Christian Franz
Hier geht der Blick von der Kasernenküche durch die Essensausgabe in den Speisesaal.
Hier geht der Blick von der Kasernenküche durch die Essensausgabe in den Speisesaal. © FMN | Christian Franz
Auf diesen riesigen Kochplatten wurde bis in die frühen 2000er Jahre am BGS-Standort Gifhorn noch Essen zubereitet.
Auf diesen riesigen Kochplatten wurde bis in die frühen 2000er Jahre am BGS-Standort Gifhorn noch Essen zubereitet. © FMN | Christian Franz
Hier bekam die BGS-Kantine ihre Zutaten angeliefert.
Hier bekam die BGS-Kantine ihre Zutaten angeliefert. © FMN | Christian Franz
Das Foyer des Casinos schmückt ein aufwendiges und gut erhaltenes Fliesenmosaik mit historischen Bauwerken als Motiv.
Das Foyer des Casinos schmückt ein aufwendiges und gut erhaltenes Fliesenmosaik mit historischen Bauwerken als Motiv. © FMN | Christian Franz
Die Grenzschützer wussten, was sich gehörte. Robuste Übergarderobe der Uniform blieb im Foyer vor dem Speisesaal. Und: Es gab sogar ein Spielzimmer. Dorthin führte die Tür links.
Die Grenzschützer wussten, was sich gehörte. Robuste Übergarderobe der Uniform blieb im Foyer vor dem Speisesaal. Und: Es gab sogar ein Spielzimmer. Dorthin führte die Tür links. © FMN | Christian Franz
Auch das gehört zum Casino: Ein amtliches WC. Der Eindruck bestätigt sich trotz Verfalls.
Auch das gehört zum Casino: Ein amtliches WC. Der Eindruck bestätigt sich trotz Verfalls. © FMN | Christian Franz
Das Foyer des Casinos schmückt ein aufwendiges und gut erhaltenes Fliesenmosaik mit historischen Bauwerken als Motiv.
Das Foyer des Casinos schmückt ein aufwendiges und gut erhaltenes Fliesenmosaik mit historischen Bauwerken als Motiv. © FMN | Christian Franz
Die riesigen Kochtöpfe der Großküche für zwei Hundertschaften stehen noch im Casino.
Die riesigen Kochtöpfe der Großküche für zwei Hundertschaften stehen noch im Casino. © FMN | Christian Franz
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und den Argwohn, mit dem die Bundeswehr dem unberechenbaren Gegner im anderen Deutschland begegnete.

Ein vergleichbarer Turm bei Kassel ist längst gesprengt

Die Schlüsselgewalt liegt heute in den Händen der Bürgermeisterin Melanie Meinecke. Ihr Gemeindebüro liegt gar nicht weit weg oben auf dem Funkberg. Den gemeindeeigenen Lost Place hat sie immer im Blick. Vor allem als Aufgabe, denn nach beinahe 30 Jahren in Gemeindebesitz stellt sich zunehmend die Frage nach dem Erhaltungsaufwand und dem Nutzungszweck. Eine nahezu baugleiche Anlage auf dem Hohen Meißner bei Kassel wurde 2002 gesprengt.

In Barwedel nutzen Mobilfunkbetreiber den prominenten Standort als ideale Basis für ihre Antennen. Doch die kommunale Nutzung der doch eher frugalen Räume beschränkt sich mehr oder weniger auf Materiallager von Theaterverein, DLRG oder Feuerwehr. Dabei haben die ehemaligen Kommandantenräume sogar eine Art Holzvertäfelung im Stil der 1970er Jahre.

Wer im Turm stöbert, stößt auf High-Tech der Vergangenheit. Ein riesiger Dieselmotor war als Notstromaggregat bei Netzausfall vorgesehen. „Als wir mal einen großen Stromausfall in Barwedel hatten, sprang der plötzlich an“, erinnert sich Bürgermeisterin Meinecke. „Jetzt ist zum Glück der Tank leer.“ Eine riesige Belüftungsanlage sorgte für die Frischluft für die Soldaten. Denn die abhörsicheren kleinen Fenster blieben zu. Immer. Und damit nicht noch jemand an der Scheibe lauschte, gab es eine Art Fliegengitter. Das feinmaschige Drahtnetz sollte Funkwellen unterbrechen.

Ein großer Ölbrenner bollert bis heute in den Katakomben. „Den fassen wir auch erst an, wenn wir wissen, was wir mit dem Turm machen“, setzt Meinecke darauf, dass er noch ein paar Jahre durchhält.

Auf der Arbeitsebene lauschten Soldaten im Dreischichtbetrieb gen Osten

Oben im Sockelgebäude ist eine Art Großraumbüro. Auf der Arbeitsebene befanden sich die vier Funktionsbereiche, in dem Soldaten im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr Funksignale aus der damaligen DDR abfingen. Tastfunkempfang für abgehörte Morsesignale. Sprachfunkempfang für zumeist russischsprachige Funksprüche. Eine Peilzentrale, um die beweglichen Antennen des Turms optimal auszurichten, auch in Abstimmung mit benachbarten Türmen bei Uelzen und im Harz. Und schließlich eine erste Auswertung der aufgezeichneten und handschriftlich dokumentierten Signale. Bürgermeisterin Melanie Meinecke spricht heute vom „Krypto-Raum“.

Ausgerichtet wurden die Antennen mit einer bis heute erhaltenen riesigen Feinmechanik außen am kreisrunden Turm.

Innen im Turm überrascht ein gefliester Raum, der aussieht wie eine Waschküche. „Die Aktenvernichtung“, weiß Meinecke. Tatsächlich: Geheime Unterlagen wurden nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist nicht geschreddert, sondern zu Papierbrei aufgeweicht.

Draußen war alles streng bewacht, auch das Instandhaltungsgebäude, das wiederum für normale Soldaten tabu war. Der hohe Maschendrahtzaun mit Stacheldraht steht bis heute, die Torschleuse auch. Und ja, auch der Hundezwinger für scharf abgerichtete Wachhunde.

Barwedels Lost Place ist heute das unübersehbarste Geheimnis des Landkreises Gifhorn. Und zugleich ein Mahnmal gegen aufkeimende Kriegshysterie.

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