Adenbüttel. Zusammen holten Erich, Hermann und Hans-Udo als junge Fußballer die Kreismeisterschaft. Für ihren MTV taten sie noch viel mehr.

Den Platz ihrer großen Erfolge gibt es immer noch: Adenbüttels A-Fußballplatz. Ahnt man nicht noch den Jubel von einst am Eckernkamp, als Erich, Hermann und Hans-Udo die Fußball-Kreismeisterschaft holten? Der Rasen ist aktuell gesperrt, weil sich unter der Grasnabe Maulwürfe tummeln. Aber die Erinnerung der drei Recken an die Tore von einst lebt.

Und wie. Gerade erst hat MTV-Chef Jan-Christoph Junke das Erfolgs-Trio in der Mitgliederversammlung ausgezeichnet. Ehrenmitglieder waren Erich Schultz, Hermann Möhle und Hans-Udo Grunwald längst. Doch 2024 machten die drei Recken die 70 Jahre MTV-Mitgliedschaft voll. Drei große gerahmte Ehrenurkunden dokumentieren diese Treue. Unter Eheleuten würde man nach 70 Jahren von der Gnadenhochzeit sprechen. Was für ein Datum!

„1954 sind wir in den MTV eingetreten“

Die drei Spieler von einst sind dank Sport bis heute gut beieinander und kommen in der Adenbütteler Sporthalle – schon der zweiten ihrer Vereinslaufbahn – ins Plaudern. „1954 sind wir eingetreten“, sagt Erich Schultz, mit 85 Jahren der Senior. Die zwei Teamkameraden bringen es auf 84 Jahre. „Wir sind alle zusammen zur Schule gegangen.“ Man kannte sich, man trainierte zusammen, man gewann zusammen. Fußball ist ihr Leben. Na ja, andere Sparten hatte der MTV damals ohnehin nicht im Programm.

Für Mittelfeldspieler Erich Schultz kam auch nichts anderes in Frage. „Ich habe bis zu meinem 50. Geburtstag Fußball gespielt, dann natürlich bei den Alten Herren“, erzählt er. Fast jeden Sonntag. Auch schon 35 Jahre her. Außer mit Toren versorgte Schultz seinen Verein später auch mit Tabellen. Neun Jahre gehörte er dem Vorstand als Kassierer an, zwei weitere Jahre als stellvertretender Vorsitzender.

Hermann Möhle hat jahrelang den Fußballrasen bewässert

Hermann Möhle übernahm zeitlebens die Pflege der Sportanlagen. Er beregnete den Fußball-Rasen, fegte das viele Laub unter den hohen Eichen, die den Eckernkamp so einzigartig machen. „Alles ehrenamtlich“, hebt MTV-Chef Junke hervor. „Selbst die Bewässerungsbrunnen hat Hermann gebohrt.“

Hans-Udo Grundwald war zusammen mit Schultz Mitgründer der Tennissparte. Unnötig zu erwähnen, dass sie den ersten Platz selbst anlegten und beim Bau des Tennisheims im Team waren. Zehn Jahre waren beide im „weißen Sport“ aktiv.

Fast entschuldigend erklärt Grunwald, dass er es mit diesen Leistungen beim MTV bewenden ließ. Hat er neben dem Sport doch eine weitere Leidenschaft: den Gesang. 27 Jahre war Grunwald Vorsitzender der Singgemeinschaft Adenbüttel. Wenngleich: Fußball-Fangesänge sind nicht dokumentiert.

Was Hermann Möhle, Hans-Udo Grunwald und Jan-Christoph Junke besonders stolz macht, ist die Familientradition der Fußball-Recken. Sie gaben ihre Sportbegeisterung an die eigenen Kinder weiter. Bei den Grundwalds gehören vier Generationen dem MTV Adenbüttel an. Trainiert wird außer beim Kinderturnen: Fußball, was sonst? Bei den Möhles sind es Söhne und Enkel, die sich bei den 650 MTV-Mitgliedern zu Hause fühlen.

MTV-Chef Junke ist richtig gerührt, wenn er auf seine drei alten Jungs blickt: „Wir sind total dankbar und stolz auf sie.“ Der Verein lebe nicht zuletzt von solchen Traditionen und den tollen Geschichten von früher.

Melancholie schwingt mit: Man kennt keinen mehr auf dem Platz

Eine davon: Die Familie Möhle verrichtete den Kirchdienst in Adenbüttel. Der junge Hermann musste sich vor dem Sonntagsspiel um 13.30 Uhr daher immer sputen. Denn zur selben Zeit begann auch die „Kinderlehre“ zur Konfirmationsvorbereitung und dazu musste von Hand geläutet werden. Hermanns Lösung: Er läutete überpünktlich, um rechtzeitig zum Anpfiff auf dem Platz zu sein. Den „Anpfiff“ vom Pastor konterte der Sportler so: „Meine Uhr zählt.“

Da muss er heute noch lachen. Was Möhle und seine Fußballfreunde ein bisschen bedauern, ist das Gefühl, die große Vereinsfamilie verliere die Bindung an das Dorf. Immer mehr Spiele finden auswärts statt, und sei es im Nachbardorf Rethen. Die Spieler wechseln häufiger die Vereine. Am Eckernkamp ist Hermann Möhle daher inzwischen seltener zu sehen. „Man kennt keinen mehr.“ Ob sich das die Jungs (und Mädchen) von heute zu Herzen nehmen?

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