Gifhorn. Das 275 Jahre alte Instrument klingt seit alters her einen Halbton höher. Doch beim Kindernachmittag hörte sie sich irgendwie noch schiefer an.

Die Orgel ist nicht so häufig anzutreffen. Man muss dazu schon mal in die Kirche gehen, hier und da auch in einen Konzertsaal. Zu den Orgelentdeckertagen, die von der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover bis 13. Oktober ausgerufen sind, hatte Kirchenkreiskantor Raphael Nigbur in die St. Nicolai-Kirche eingeladen. Das war vor allem, aber nicht nur für Kinder und Jugendliche gedacht, um die „Königin der Instrumente“ mit all ihren Registern und Besonderheiten vorzustellen.

Dabei wurde nicht nur vorgespielt, sondern vor allem auch viel erklärt. Martin Peter, Musiklehrer am Humboldt-Gymnasium, stellte alias Peter Trom als personifizierte Chef-Orgelpfeife kindgerecht das Stück „Peter Trom und die Orgelpfeifen-Konferenz“ vor und da war das Publikum mit der von der Partie.

Was, wenn die Note C je nach Instrumetn anders klingt?

Mehr als 30 Kinder samt Eltern waren dabei, lauschten und passten auf. Mit voller Absicht hatte Nigbur zuvor einige Töne an der Orgel falsch eingestellt. Das sollte erkannt werden, es fiel auf, und dann erfuhr und sah man, wie der Kantor das kleine Malheur wieder behebt. Denn der Organist benutzt nicht nur die Tasten, die Pedale und die Register, die die Tonstimmung, Größe, Form und Farbe der Klänge verändern können, sondern hat auch noch weitere Aufgaben, wie Peter Trom erklärte, unter anderem eben das Stimmen der Orgelpfeifen.

Trom spielte parallel dazu auf einer Blockflöte, und siehe respektive höre da, ein C auf der Orgel ist nicht gleich ein C auf der Blockflöte. Das ist aber Absicht, der Grund dafür liegt in der Vergangenheit. Denn die Christian-Vater-Orgel ist so konstruiert, dass sie einen halben Ton höher liegt, erfuhr das Publikum. Das lag in der Freiheit des Orgelbauers.

Wenn die Orgel also mit einem Blockflötenensemble spielt, muss der Organist die Töne um diese halbe Note verändern. Mit viel Übung und der Routine eines Kantors funktioniert das auch ganz gut. „Der heutige Kammerton a wurde erst 1939 auf 440 Hertz festgelegt“, sagte Peter Trom. Manch Orchester spielt ihn auch heute noch um 1 oder 2 Hertz höher. In früheren Zeiten jedenfalls wählte Orgelbauer Christian Vater, wie die Töne zu klingen hatten, die man heute noch in der St. Nicolai-Kirche hört.

So laufen die Orgelentdeckertage weiter

„Mit den Orgelentdeckertagen soll die Orgel weiter bekannt gemacht werden“, sagte Nigbur. „Vor allem die Kinder sollen sie als Instrument wahrnehmen.“ Am 8. Oktober um 16.30 Uhr gibt es das Orgelkonzert „Oktober ist tierisch gut“ mit Werken des 16. bis 18. Jahrhunderts und unter anderem den Kompositionen von Scarlatti, Sweelinck und Haydn mit vorheriger Einführung in der St. Nicolai-Kirche. Zudem besucht die Kantorei während der Aktionstage drei Schulen im Landkreis mit dem Orgelkoffer.