Isenbüttel. So hat man die Umwelt noch nie erlebt. Naturmentorin Nancy Friedrichsen führt Gruppen mit allen Sinnen in den Wald. Das hat sie vor.
Die Knospen kämpfen sich ans Licht, Blätter und Blüten sprießen, Vögel zwitschern – Frühling! Doch den erlebt man erst wirklich – nein man spürt ihn – wenn man sich mit Nancy Friedrichsen auf den Weg macht. „Waldbaden“ nennt sich das. Diesen Samstag gibt sie den ersten Kurs am Tankumsee dazu.
Wenn die Menschen in die Natur gehen, haben sie eigentlich immer ein bestimmtes Ziel: Der Hund muss raus, sie wollen Pilze finden oder beim Joggen sollen die Kilos purzeln, oder oder oder. Was wäre, wenn man einfach mal ohne Ziel losginge? Genau das ist der Sinn, den Friedrichsen verfolgt: „Absichtslos durch den Wald gehen, das ist Waldbaden.“ Einfach mal loslassen – „das fällt vielen Leuten heutzutage schwer“. Alles, was die Menschen gerade beschäftigt oder bedrückt – draußen lassen! Dann taucht man ein in den Wald, geht langsam voran, erst einmal ohne zu sprechen. Wirken lassen.
Man ahnt es: Es ist keine Wanderung von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. „Aber gut zu Fuß sollte man dennoch sein“, so Friedrichsen. Denn es geht querfeldein unbeachtet der Wege. „Es wird aber nicht sportlich herausfordernd“, beruhigt sie. Eher meditativ – da kommen ihre Fähigkeiten als Yoga-Trainerin durch. „Man kommt zu sich, raus aus der Funktion, mehr hin zum Gefühl.“
Natur mit allen Sinnen erfahren
Die Menschen sollen wieder eine Verbindung zur Natur finden – das ist Friedrichsen eine Herzensangelegenheit. Sie mit allen Sinnen erfahren. „Wir machen die Augen zu, dann hört man besser.“ Zum Beispiel die Tiere, den Wind, das Rascheln und Knacken der Bäume. Knacken? „Ja, das kommt davon, dass sie jetzt wieder das Wasser aus dem Boden saugen.“ Eine Besonderheit des Frühlings eben. Man soll mit geschlossenen Augen auch besser riechen. Friedrichsen hält den Teilnehmern Gegenstände an die Nase: Tannenzapfen, Moos, Schlehen. Man kann den Wald auch spüren: „Man versinkt richtig darin beim Gehen.“
Für das Waldbaden hat Friedrichsen erst vor wenigen Monaten eine spezielle einjährige Zertifizierung abgeschlossen. Nun ist sie die einzige offizielle Waldwohl-Trainerin im Landkreis Gifhorn – eine von 50 in Niedersachsen. „Dazu gibt es auch eine Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten“, sagt sie, „sonst dürfte man gar keine Gruppen abseits der Wege durch den Wald führen.“ Das hat nicht nur versicherungstechnische Gründe: Die Trainerinnen und Trainer müssen auch nachweisen, dass sie der Ersten Hilfe mächtig sind und alle SOS-Punkte im Wald kennen.
Zweieinhalb Stunden verbringt die Gruppe von sechs bis acht Leuten im Wald. Das Feedback der ersten Testteilnehmer war positiv: „Einer sagte, es sei wie ein Kurzurlaub gewesen. Die Leute waren absolut bei sich.“ Friedrichsen sei überrascht gewesen, dass sich alle komplett auf das Waldbaden eingelassen haben. Vielleicht liegt es aber auch an der Diskretion: „Alles, was im Wald gesagt wird, bleibt auch im Wald.“
Der Wald ist zu jeder Jahreszeit schön
Termine macht die Naturmentorin rund ums Jahr – „der Wald ist zu jeder Jahreszeit schön“. Im Frühling sprieße alles, im Sommer hat der Wald einen besonderen Effekt: Er kühlt, hat ein eigenes Klima. Im Herbst reizt die Laubfärbung, im Winter Eis und Schnee. Auch für Kinder möchte sie das Waldbaden anbieten, vielleicht im Rahmen des Ferienprogramms. Dann aber kreativ mit Tippi-Bauen, Wissensvermittlung und Farbensuchspielen.
Wer sich anmelden will, kontaktiert Nancy Friedrichsen per Mail unter info@yogafit-nancy.de. Auch für diesen Samstag, von 10.30 bis 13 Uhr, gibt es noch freie Plätze. Treffpunkt ist an der Tankumsee-Verwaltung. Weitere Infos gibt es unter vogelwanderweg.fremdenverkehrsverein-isenbuettel.de.
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