Braunschweig. Dennis Schröder dagegen, der berühmteste Basketball-Export der Stadt, steigt zum NBA-Großverdiener auf.

Als im Oktober Braunschweigs berühmtester Basketballsohn stolz seinen neuen NBA-Vertrag präsentierte, da muss es bei den Verantwortlichen des Löwen-Bundesligateams ganz gewaltig in den Ohren gerasselt haben. Mindestens 15,5 Millionen Dollar Gage pro Jahr für Dennis Schröder von den Atlanta Hawks, garantiert bis 2021. Für den Dennis, der bis zum Jahr 2013 an der Oker für ein paar hundert Euro im Monat das Basketballspielen erlernt und perfektioniert hatte.

Während Schröder nun absolut sorglos in eine goldene Zukunft gucken kann, drohen in seiner Heimat die Lichter auszugehen. Der Verein mit einem Gesamt-Jahresetat von angeblich 2,9 Millionen Euro beklagt erhebliche Sponsorenausfälle und Finanzlücken und ackert mit einer Billig-Mannschaft vor halbleeren Rängen im Tabellenkeller der Liga gegen den Abstieg an.

Ihre Jubiläumssaison 2015/16 hatten sich die Basketball Löwen gewiss anders vorgestellt. Aber kaum war im Februar die große 25-Jahre-erste-Liga-Feier im BZV-Medienhaus vorbei, da offenbarten die Verantwortlichen erschreckende Zahlen.

Wenn sich nicht neue Sponsoren fänden, würden in der Folgesaison rund 850 000 Euro gegenüber der laufenden Spielzeit fehlen, räumten Geschäftsführer Stefan Schwope und Aufsichtsratschef Michael Doering ein. Und weil die Fixkosten des Standorts recht hoch seien, werde das alles wohl an der Mannschaft gespart werden müssen.

Und so kam es. Die alte Saison schloss die Mannschaft unter Trainer Raoul Korner noch mit dem respektablen 10. Tabellenplatz ab. Doch dann strich als Erster der eloquente und charismatische Coach aus Österreich die Segel, der noch das beste Zugpferd für den Standort gewesen war. Dem Sportchef fehlte die Perspektive – er wollte nicht mit der dritten Budgetkürzung in Folge erneut bei Null anfangen müssen und wechselte nach Bayreuth.

Immerhin fand Schwope schnell einen Korner-Nachfolger, der die armen Braunschweiger sexy genug fand: Nach 15 Jahren beim Deutschen Basketball Bund gleich wieder in der BBL unterzukommen, war eine Riesenchance für den 52-jährigen Frank Menz.

Der erkennbare Haken an der Sache: Das durchaus sympathische Konzept des Ex-Bundestrainers schrie geradezu nach Geld. Deutsche Toptalente zu verpflichten, sie mit Investitionen in die Infrastruktur unter Top-Bedingungen auszubilden und dann auch noch an den Standort zu binden, ist so ziemlich das teuerste Vorhaben, das man in der BBL starten kann.

Die Realität holte Menz rasch ein. Mit dem kleinsten Teambudget aller Erstligisten bekam er nicht seine Wunschspieler, musste sogar eine Ausländerposition offen lassen und hoffen, dass sein Team mit Sympathie und unerschütterlichem Kampfgeist wenigstens bei den Zuschauern punktet. Doch angesichts von 50-Punkte-Desastern zum Saisonstart und nur einem Heimsieg ging der Plan schief. 700 Fans fehlen den Löwen im Vergleich zum Vorjahresschnitt, was den Etat zusätzlich belastet.

Dabei hat die aktuelle Mannschaft das Glück, dass in Pleiteklub Hagen ein Absteiger bereits feststeht und es in Vechta einen zweiten ganz schwachen Kandidaten gibt. Zudem hat das Team Fortschritte gemacht, spielt teilweise auf Augenhöhe mit der Konkurrenz und wurde zum Jahresende mit Jamal Boykin als sechstem Ausländer verstärkt. Bezeichnend, dass die neuen Gelder nicht von den Verantwortlichen akquiriert wurden, sondern von Co-Trainer Stephen Arigbabu, einigen Helfern und den Fans.

Ein Abstieg ist immer schlecht, in Braunschweig wäre er fatal. Denn dass die Löwen dann in der ProA weitermachen, scheint illusorisch. Die Hallenkosten wären eine Liga tiefer die gleichen und die Spieler kaum billiger. Und warum sollten neue Sponsoren und Zuschauer die Mannschaft in der ProA unterstützen, wenn sie das jetzt nicht in Liga eins tun?

Eine Perspektive gäbe es nur in der ersten Liga. Aber der Klassenerhalt allein ist noch keine. Momentan sind kaum neue Vermarktungsideen, Tatendrang und frischer Wind aus der Führungsetage erkennbar. Viele Fans richten in ihrer Sorge um den Standort ihren Blick deshalb verschämt Richtung Atlanta. Doch dass Dennis Schröder für seinen Ex-Klub die Schatulle aufmacht, ist wohl nur ein schöner Traum.