Braunschweig. Der Trainerstab mit Tomlin und Likins an der Spitze schafft es Jahr für Jahr, ein Spitzenteam zu formen.

Football ist in Deutschland immer noch eine Randsportart. Größeren oder gar richtig großen Zuschauerzuspruch gibt es nur an wenigen Orten, besser gesagt an wenigen Standorten, eben dort, wo Football gespielt wird.

Die Lions aus Braunschweig können sich glücklich schätzen, so viel Zuspruch zu erhalten wie kaum ein anderes Footballteam in Deutschland. Selbst, als es vor ein paar Jahren nur zu Bundesliga-Mittelmaß und manchmal auch weniger reichte, kamen fast immer weit mehr als 2000 Zuschauer ins Stadion. Allerdings sind es nicht einmal doppel so viele geworden, nachdem die Lions einen einzigartigen Siegeszug angetreten sind, viermal in Folge deutsche Meister wurden und zweimal hintereinander Eurobowl-Sieger.

Daran wird der nun schon elfmalige nationale Titelträger in Zukunft arbeiten müssen. Auch wenn es in der Löwenstadt neben den Eintracht-Fußballern zurzeit keine andere Mannschaft gibt, die mit mehr als 3300 Besuchern einen höheren Zuschauerschnitt besitzt.

Vielleicht hat es sich einfach noch nicht herumgesprochen, dass Football, der in unserem Land gespielt wird, sehr attraktiv und spektakulär sein kann. Und vielleicht wissen zu wenige, dass es auf den Rängen immer friedlich zugeht, familiär und fair. Und dass Werte wie Respekt vor dem Gegner zur Philosophie dieses Sports gehören und nicht durch Trikotaufdrucke immer wieder in Erinnerung gerufen werden müssen. Vielleicht ist es aber auch einfach nicht spannend genug beim Football. Denn selbst in der Bundesliga gibt es riesige Leistungsunterschiede. Undenkbar, dass der Erste beim Letzten verliert, wie das in der Fußball-Bundesliga zwar selten vorkommt, aber durchaus passiert.

Doch gerade was den Punkt sportliche Langeweile angeht, hat sich im vergangenen Jahr so viel zum Besseren bewegt wie in einem Jahrzehnt zuvor nicht. Braunschweig, Dresden, Berlin Rebels und Kiel spielten in der Nordgruppe auf Augenhöhe.

Da war es schon eine ganz außergewöhnliche Leistung der Lions, sich hier eindrucksvoll, aber auch nicht unbeschadet, durchzusetzen. Und am Ende wurden die Braunschweiger für die wohl schwerste Saison seit langem mit dem Titel belohnt. Natürlich ist Football hierzulande ein Amateursport. Mit Ausnahme von einer Handvoll Spielern, vor allem aus dem Ausland, kann niemand vom Footballspielen leben. Dass es in der Löwenstadt so gut läuft, hat aber trotzdem auch mit Geld zu tun. Ohne Haupt- und Namenssponsor New Yorker wäre es wohl schwer, wenn nicht unmöglich, Jahr für Jahr ein Team mit so vielen Ausnahmekönnern auf die Beine zu stellen.

Dass der Trainerstab, allen voran Troy Tomlin und Dave Likins, aber in der Lage ist, aus Einzelkönnern, die in anderen Teams alleinige Stars wären, immer wieder ein außergewöhnliches wahres Team zu formen, hat mehr mit Klasse als mit Geld zu tun. Wenn also diese Trainer und der Hauptsponsor weitermachen, brauchen sich die Fans um Qualität und Erfolgschancen nicht zu sorgen. Und es wäre schön, wenn noch mehr Menschen Lust dazu hätten, sich diese sportliche Qualität selbst vor Augen zu führen. Verdient hätten es die Lions allemal.