Braunschweig. Mehrere neue Wohngebiete werden angelegt. Außerdem steht das Straßenbahn-Netz vor dem Ausbau.

Es ist, als habe Braunschweig im Jahr 2016 ganz tief Luft geholt – um im nächsten Jahr dann richtig loszulegen. Denn überall im Stadtgebiet wurden die Vorbereitungen getroffen, damit Braunschweig weiter wachsen kann.

Eigentlich glaubte man seit Mitte der 80er Jahre, Braunschweig sei gebaut. Doch weit gefehlt. Im Umland stehen zwar Wohnungen leer. Doch Braunschweig entwickelt eine ungeahnte Anziehungskraft. Die Technische Universität zählt mittlerweile mehr als 20 000 Studenten. Wissenschaftler sehen in Braunschweig eine sogenannte Schwarmstadt, in der sich junge Erwachsene besonders gern niederlassen.

Doch die Attraktivität hat ihren Preis: Günstige Wohnungen sind knapp. Seit dem 1. Dezember gilt eine Mietpreisbremse, um Auswüchse zu verhindern. Praktisch zeitgleich rollen die ersten Bagger an, damit neue Wohngebiete entstehen.

Dafür gibt es nunmehr neue Leitlinien: Wo immer Braunschweig wächst, soll möglichst auf vorhandene Infrastruktur zurückgegriffen werden. Und so ist in diesem Jahr alles vorbereitet worden, um nach Jahren des Stillstands das Ringgleis auszubauen. Seit Sommer verbindet eine neue Ringgleis-Brücke das Westliche Ringgebiet mit der Nordstadt. Der Fuß- und Radweg soll nun um vier Kilometer wachsen und zu einer wichtigen Verkehrs-Achse der neuen Nordstadt an der Taubenstraße werden.

Denn die nimmt ganz langsam Gestalt an. Erste Spatenstiche sind erfolgt. Ende 2017 sollen schon die ersten Mieter einziehen. Zunächst geht es nur um Eigentumswohnungen. Im Verlauf des Jahres 2017 werden auch Mietwohnungen geplant, darunter auch günstige. Zum zweiten großen Ringgleis-Baugebiet wird die Kälberwiese im Westlichen Ringgebiet. Auch dort sollen in jedem Fall günstige Wohnungen gebaut werden.

Denn bezahlbarer Wohnraum muss her. Im Sommer stimmte der Rat nicht nur der Mietpreis-Bremse zu, beschlossen wurde auch, dass Investoren zwischen 10 und 20 Prozent der neuen Wohnungen zu günstigen Preisen anbieten müssen.

Das gilt zum Beispiel für das gewaltige Areal der Heinrich-der-Löwe-Kaserne bei Rautheim. Auch dieses Baugebiet ist mittlerweile auf den Weg gebracht. Es liegt zwar weit ab, doch eine Straßenbahn-Trasse Richtung Rautheim scheint möglich. Straßenbahn und Wohngebiete – das gehört fortan zusammen. Das Baugebiet Alsterplatz auf dem ehemaligen Gelände der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule in der Weststadt liegt in unmittelbarer Nähe zur Linie 3. Der erste Spatenstich dort ist erfolgt.

Die Stadt Braunschweig hat sich außerdem an der Ottenroder Straße in der Nordstadt das Vorkaufsrecht gesichert, um grundsätzlich die Möglichkeit zu erhalten, dort bei Bedarf ein Baugebiet anzulegen. Auch die „Campus-Bahn“ könnte einst dort entlangführen. Wohin genau neue Straßenbahn-Trassen kommen, das wird Braunschweig ab 2017 beschäftigen. Im Mai gab es schon erste Zwischenergebnisse von den Straßenbahn-Planern. Einige Strecken sind damals gestrichen worden. Welche verbleiben und auch gebaut werden könnten, das wird nun Mitte Januar ausführlich vorgestellt.

Doch die Diskussion darüber ist bereits in diesem Jahr entbrannt. Soll eine Straßenbahn über die Goerdelingerstraße fahren? Oder besser auf der Güldenstraße? Oder aber: Lamme ist als Straßenbahn-Ziel zwar aus dem Rennen: Doch wenn es in Richtung Lehndorf geht, auf welchem Weg kommt die Straßenbahn dort hin? Über Freisestraße, Rennelbergstraße, Petristraße? Auf jeden Fall muss die Celler Straße benutzt werden – muss sie dafür verbreitert werden?

Dass die Straßenbahn nicht von allen Anwohnern begrüßt wird, ist bereits jetzt klar. Dass sich die Planer heute aber viel mehr Mühe geben, damit die Straßenbahn keine Wüste hinterlässt, das kann man ebenso an der Trassen-Sanierung Stobenstraße sehen.

Fast ein halbes Jahr befanden sich Autofahrer dort im Dauerstau. Straßenbahnen fuhren derweil zeitraubende Umwege. Nun ist der Umbau beendet. Jedenfalls Teil 1. Denn – wie an vielen Stellen in der Stadt – Teil 2 folgt erst im Jahr 2017: Der alte Aegidienmarkt soll zu neuem Leben erweckt werden.