Braunschweig. Albert Trovato unterhielt einst Millionen im Netz. Jetzt geht er in seine zweite Saison als Lions-Footballer. Wie kam es dazu?

Er ist schon eine Erscheinung, wenn er den Raum betritt: Albert Trovato, auch bekannt als Alberto, ist über 1,90 Meter groß, hat blonde Rasta-Locken, ist im Gesicht tätowiert und trägt blaue Kontaktlinsen. Seit vergangener Saison spielt der 39-Jährige bei den New Yorker Lions in Braunschweig American Football. Eine Entwicklung, die so nicht abzusehen war:

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Noch vor einigen Jahren verdiente Alberto mit Youtube mehrere tausend Euro im Monat, lebte in Los Angeles und Texas und versuchte in Hollywood Fuß zu fassen. Als Youtuber der ersten Stunde begann er bereits 2006 Videos auf der Plattform hochzuladen und war einer der ersten in Deutschland, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten. „Heute ist von vornherein klar, dass man mit Videos Geld verdienen kann, wir haben damals aus Spaß damit angefangen“, erinnert er sich in unserem Braunschweig-Podcast „Yes BS“. Neben Comedy-Sketches sorgten seine Beatbox-Einlagen für Furore, was ihm unter anderem einen Auftritt bei „TV total“ einbrachte.

Alberto: vom Youtuber zum Personaltrainer zum Football-Spieler

Die Youtube-Zeit hat Alberto jedoch längst hinter sich gelassen. Zwischendurch arbeitete der passionierte Kampfsportler als Personal-Trainer im Fitnessstudio, erst in der Corona-Zeit begann er mit Football. Ein Riss der Achillessehne hätte seine Karriere beinahe vorzeitig beendet. Doch durch sportliches Talent und Leidenschaft landete er unter anderem bei den Cologne Centurions, die in der European League of Football spielen und wechselte Mitte vergangen Jahres schließlich nach Braunschweig zu den Lions. Da er zunächst in der Offensive-Line – jener Linie, die den spielgestaltenden Quarterback verteidigt – eingesetzt werden wollte, musste er Masse aufbauen und steigerte sein Gewicht von 85 auf über 140 Kilogramm. Zur neuen Saison will er sich vermehrt mit dem Ball beweisen, trainiert seitdem an einer athletischeren Figur und wechselt auf die Tight End-Position. Als Tight End muss er nach wie vor Gegner abblocken, jedoch auch Bälle fangen können.

Albert Trovato (rechts) mit Eurene Asiedu und Deon Mutsvanemoto im August bei den New Yorker Lions in Braunschweig.
Albert Trovato (rechts) mit Eurene Asiedu und Deon Mutsvanemoto im August bei den New Yorker Lions in Braunschweig. © TF | Tobias Fritz

Darauf trainiert er bereits jetzt mehrfach die Woche. Ab April geht die Vorbereitung der Lions für den Saisonstart im Mai wieder los. Dann trainiert die über 60 Spieler fassende Mannschaft viermal die Woche. Football in Deutschland ist semiprofessionell organisiert. Nur einige der ausländischen Spieler können von ihrem Gehalt leben. Alberto verdient sein Geld neben dem Football als Personenschützer, unter anderem für eine Richterin. Den Job brachte ihm seine Kampfsporterfahrung ein. „Wenn jemand bedroht wird, ist es sicherlich nicht schlecht, wenn ein großer, schwarzer, tätowierter Typ ab und zu am Haus zu sehen ist“, witzelt er.

Für „Call Of Duty“ nach Texas, jetzt in Braunschweig zu Hause

Seine größte Leidenschaft gilt dem Egoshooter-Videospiel „Call Of Duty“. Als Alberto in den USA lebte, flog er extra von Los Angeles nach New York, um den neuesten Ableger der Reihe durch die Zeitverschiebung früher spielen zu können. „Ich habe dann recherchiert, wo die Internetverbindung in den USA am schnellsten ist und bin nach Texas gezogen, um besser online spielen zu können“, erzählt er. Damals sei das durch die Youtube-Einnahmen möglich gewesen. Mittlerweile wisse er den Wert des Geldes mehr zu schätzen. „Als ich als Personal-Trainer nach einem Monat nur 1200 Euro verdient hatte, habe ich gemerkt, was echte Arbeit ausmacht.“ Bei Youtube habe er oft mit einer Produktplatzierung ähnliche Beträge verdient.

Albert Trovato, auch bekannt als Alberto, im Eintracht-Stadion bei einem Spiel der Lions.
Albert Trovato, auch bekannt als Alberto, im Eintracht-Stadion bei einem Spiel der Lions. © TF | Tobias Fritz

An ein Comeback als Internet-Star denkt Alberto jedoch nicht, will stattdessen längerfristig in Braunschweig blieben. „Mir gefällt es hier, die Stadt hat die richtige Größe. Ich mag die Leute hier sehr!“

Wie Alberto in Braunschweig heimisch wurde, welche Erlebnisse er mit Youtube verbindet und welche Charakterentwicklung er bei sich selbst festgestellt hat, hören Sie im Podcast „Yes BS“ in der E-Paper-App, bei Spotify und Apple Podcasts.

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