Braunschweig. Wir trafen Michael Junga zu einem Gespräch über den Sinn von pädagogischem Spielzeug und seine eigene Entwicklung, das LÜK-Lernsystem.

Wie wertvoll Lernspielzeug sein kann, ist vielen von uns erst in der Pandemie klar geworden. Ohne Schule und ohne Treffen mit Freundinnen und Freunden kamen grundlegende Dinge viel zu kurz: Interaktion, Kreativität, Aktivität. Wir trafen den Braunschweiger Medienpädagogen Michael Junga zu einem kurzen Gespräch über den Sinn von Lernspielzeug und seine eigenen Entwicklungen.

Wer kennt es nicht? Das LÜK-Lernsystem (Lerne-Übe-Kontrolliere) mit den Zahlen und Symbolen auf der einen und den bunten Formen auf der anderen Seite. Damals wie heute ein Klassiker unter den Lernspielzeugen, die uns rätseln, rechnen und kombinieren lassen.

Michael Junga klingt immer noch enthusiastisch, wenn er von diesem oder anderen Lernspielzeugen spricht. Vierzig Jahre lang war der 73-Jährige als Grund- und Förderschullehrer in Braunschweig tätig und jeden einzelnen Tag darum bemüht, die Denk- und Kombinationsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen zu stärken und zu trainieren. Die Kreativität zieht sich wie ein steter, sprudelnder Strom durch Jungas Leben, er investierte viel Zeit und Energie in die Entwicklung von praktikablen, niedrigschwelligen und zugleich motivierenden Lernmitteln. Das BambinoLÜK-Lernsystem ist seine wichtigste Entwicklung. „Es sollte auch die ganz jungen Kinder zwischen zwei und sechs Jahren dazu motivieren, spielerisch zu lernen und ihre Ergebnisse selbst zu kontrollieren“, sagt Junga, „sie brauchen damit keinen Erwachsenen mehr, der ihnen die Kontrollfunktion abnimmt und sind dadurch auch nicht mehr an einen bestimmten Lernort gebunden.“

Michael Junga hat eine Vielzahl von Lehr- und Lernmaterialien entwickelt, mit deren Hilfe die Kinder zu nachhaltigen Lernerfolgen kommen.
Michael Junga hat eine Vielzahl von Lehr- und Lernmaterialien entwickelt, mit deren Hilfe die Kinder zu nachhaltigen Lernerfolgen kommen. © FMN | Privat

Vor allem der spielerische Effekt sei bei Kindern wichtig, sagt der Pädagoge. „Wenn Kinder spielen, lernen sie nicht nur auf eine für sie ansprechende Weise, sondern entwickeln auch ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten weiter.“

Neben dieser hat bestimmtes Lernspielzeug – wie anderes Spielzeug auch – eine soziale Dimension. Das Teilen, die Interaktion und die Kommunikation mit Gleichaltrigen ist einer der wichtigsten Vorteile. Als Beispiel mag das von Junga über einen Zeitraum von fünf Jahren entwickelte „KIDINO“ dienen, eine Art pädagogisches Glücksrad. Hier sind Bewegung und Zufall die Faktoren, die einen Lernimpuls auslösen und mit viel Spaß umgesetzt werden können, etwa wenn es heißt: „Springe wie ein Pferd!“ oder „Hüpfe wie ein Frosch!“ Durch unterschiedliche Beläge für das Glücksrad kann es im Sportunterricht eingesetzt werden oder beim Üben des Kopfrechnens, beim Lesetraining oder in der Ergotherapie, als Hilfe bei der Moderation von Großgruppen oder beim logopädischen Training von Lauten und Silben.

Und dies ist einer der wichtigsten Aspekte von Lernspielzeugen: Dass sie nicht nur als Hilfe beim Lernen für Kinder betrachtet werden, sondern im Optimalfall spielerische Werkzeuge sind, an der Menschen jeden Alters Freude haben. „Wirklich gute Lernspielzeuge können eine Geburtstagsfeier von Kindern zu einem unvergesslichen Erlebnis machen oder demente Menschen zum Singen ihrer Jugendlieder motivieren“, sagt Michael Junga.