Braunschweig. Zwei Frauen, zwei private Spendenaufrufe für die Menschen in der Ukraine: Viele Braunschweiger haben spontan geholfen. Wie geht es jetzt weiter?

Eine Woge der Unterstützung haben zwei Braunschweigerinnen mit ihren Hilfsaktionen für die Menschen in der Ukraine ausgelöst. Beide sind zutiefst dankbar und beeindruckt. Wenn sie auch zwischenzeitlich fast „überflutet“ worden wären.

Aber bevor die Woge über ihren Köpfen zusammenschlug, gab es helfende Hände und jede Menge praktischen Einsatz. Anna-Lena Pape und Claudia Klauenberg haben unabhängig voneinander einfach gemacht. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Wenn auch ein Erfolg mit Schweißperlen.

Riesige Berge an Hilfsgütern stehen auf Papes Gemüsehof

„Ich hatte mir vorgestellt, ich sammle so drei, vier Pakete mit Babywindeln und Kinderkleidung und bringe die dann mit einem unserer kleinen Transporter zu einer Annahmestelle für Spenden“, blickt Anna-Lena Pape auf den Start ihrer Aktion zurück. Jetzt stehen riesige Berge an Hilfsgütern auf dem Gelände von Papes Gemüsehof in Watenbüttel. „Zum Glück hat meine Schwester hier so viel Platz“, sagt Anna-Lena froh. Gerade ist auch der versprochene LKW angekommen, jetzt geht es ans Einpacken. Und wieder sind viele helfende Hände zur Stelle.

Sie haben sofort angepackt (von links): Anna-Lena Pape und die Helfer Eckhard Fauteck, Lea Hantelmann und Nathalie Gottschalk.
Sie haben sofort angepackt (von links): Anna-Lena Pape und die Helfer Eckhard Fauteck, Lea Hantelmann und Nathalie Gottschalk. © Peter Sierigk

Angefangen hatte es mit einem Post auf Instagram. Eine Stadtführerin aus der Ukraine bat dringend um Babynahrung, Windeln, Hygieneartikel. „Ich folge der Frau auf Insta, seit ich 2018 für eine paar Tage in Kiew war“, erzählt Anna-Lena.

Damals war sie nur für einen kurzen Urlaub dort, hat aber das Land und besonders die Stadtführerin in ihr Herz geschlossen. „Als ich jetzt ihren Hilferuf sah, war mir klar: Da musst du etwas tun.“ Und sie tat: 30 WhatsApp-Nachrichten hat die junge Frau an ihre Freunde geschrieben und wollte wie gesagt nur drei, vier Pakete packen.

Nach wenigen Tagen war ein Annahmestopp nötig

Doch der Post ging viral. Im Minutentakt kamen Anfragen von völlig fremden Menschen über WhatsApp, Mail oder Telefon. „Zum Glück hatte ich als Abgabeort gleich Papes Gemüsegarten genannt, so konnten wir die Mengen von Hilfsgütern lagern“, erzählt sie. Allerdings – innerhalb von wenigen Stunden musste sie einen Annahmestopp verhängen. „Wir sind fast untergegangen in den Bergen von Kleidung, Lebensmitteln, Spielzeug und mehr“, erzählt Anna-Lena.

Ganz spontan sind etliche Spender einfach dageblieben. Sie haben gesehen, dass die Organisatorin und ihr kleines Team es nicht schaffen können und haben angepackt. „Schwangere Frauen, Mütter mit Babys auf dem Arm, Ältere mit Rollator, Männer, Jugendliche – die Menschen haben nur gefragt: Was können wir tun?“ Andere sind losgefahren, haben Verpackungsfolie besorgt, oder kamen mit einem vollen Kofferraum mit Drogerieartikeln vorbei. „Es war überwältigend“, sagt Anna-Lena Pape.

Ein Blick auf Papes Gemüsehof in Watenbüttel, wo alles für den Transport in die Ukraine vorbereitet wurde.
Ein Blick auf Papes Gemüsehof in Watenbüttel, wo alles für den Transport in die Ukraine vorbereitet wurde. © Peter Sierigk

Innerhalb kurzer Zeit sind fast 20.000 Euro eingegangen

Doch was nun? Wie abtransportieren? Ebenfalls über die Kontakte der Helfer hat sich jetzt ein LKW-Fahrer und auch ein Auflader gefunden. Der muss natürlich bezahlt werden. Und auch das Benzin ist teuer. Aber auch hier hat Anna-Lena Pape die Hilfsbereitschaft der Braunschweiger kennengelernt: „Innerhalb kurzer Zeit sind auf dem extra eingerichteten PayPal-Konto fast 20.000 Euro eingegangen.“

Davon wird jetzt der Transport finanziert. Ein Teil sei schon für Medikamententransporte der Ulrici-Apotheke überwiesen worden, das andere Geld werde gezielt und transparent für Flüchtlingshilfe ausgeben. „Das verspreche ich“, sagt Anna-Lena Pape, und ich werde es auch hier in der BZ öffentlich machen.“

Lionsclub Klinterklater hilft beim Transport

Auch Claudia Klauenberg kam mit ihrem spontanen Einsatz an ihre Grenzen. Bereits am vergangenen Samstag hatten ihre Söhne die ersten Hilfslieferungen nach Polen gefahren. Die Unternehmerin (Oxygen Concept) hatte spontan Desinfektionsmittel gespendet und ihre Lagerräume an der Hildesheimer Straße als Sammelstelle zu Verfügung gestellt. Auch ihr Spendenaufruf stieß auf eine riesige Resonanz. Und auch sie stand vor den Schwierigkeiten des Transports.

Ein Anruf bei Eike van Deest, Präsident des Lionsclubs Klinterklater, löste ihre Probleme. „Wir hatten am Abend unsere Tischrunde“, erzählt Vizepräsident Heiner Vierke, der das Thema direkt zu seinem machte. „Das passt zu uns“, erklärt er die schnelle Unterstützung. „Wir haben das Geld, wir haben das Netzwerk und helfen sehr gern ganz direkt.“ 2000 Euro haben die Männer vom Klinterklater (es gibt hier nur Männer) aus ihrer Kasse genommen und in der Metro haltbare Lebensmittel eingekauft.

Heiner Vierke übergibt Olga Butrym (aus der Ukraine) ein Paket.
Heiner Vierke übergibt Olga Butrym (aus der Ukraine) ein Paket. © Peter Sierigk

„Spenden werden an der Grenze in Kleinlaster umgeladen“

„Die Metro hat uns Sonderkonditionen eingeräumt“, freut sich Vierke. „Wir haben fünf Paletten Nudeln, Reis, Tomatensoße und Gemüse geholt.“ Adalbert Wandt (Rotarier) stellte aus seiner Spedition einen 40-Tonner auf den Hof der Oxygen-Firma. Ulli Kehr, ebenfalls von den Rotariern, habe noch Kartonagen spendiert, damit alles sicher verpackt werden kann. „Und die Dieselladung übernehmen wir auch“, fügt Heiner Vierke an.

Beide Spendenaktionen sind offensichtlich gut durchgeplant, die Partner in der Ukraine scheinen professionell zu arbeiten. „Die Spenden werden an der Grenze in Kleinlaster umgeladen und direkt zu den jeweiligen Partnern gebracht und verteilt“, erzählt Heiner Vierke ebenso wie Anna-Lena Pape.

Spenden werden weiterhin angenommen

Für Anna-Lena Pape ist die Spendenaktion zunächst abgeschlossen. „Auch wenn es mir leid tut, dass Menschen zu uns kamen, wir aber ihre Sachen einfach nicht mehr annehmen konnten.“

Dafür geht es bei Claudia Klauenberg weiter: Montags bis donnerstags zwischen 8 und 17 Uhr können Spenden an der Hildesheimer Straße 30/31 vorbei gebracht werden. In erster Linie gebraucht werden Hygieneartikel, Windeln, Tampons, Zahnpasta, haltbare Lebensmittel, warme Decken. Alles in gutem Zustand, sauber und dazu ordentlich und möglichst regensicher verpackt.

Mehr zum Thema