Hamburg. Wer die falschen Ziele verfolgt, kann im Job nicht glücklich werden, sagen Experten.

Viele Menschen ziehen irgendwann Bilanz im Job und fragen sich: Wo stehe ich, und wohin will ich? Karrierecoaches geben Tipps für die wirklich wichtigen Überlegungen und entlarven typische Fehler.

Fehler 1: Äpfel mit Birnen vergleichen: Der Kollege verdient mehr? Die Mitarbeiterin aus der Nachbarabteilung darf das neue Projekt leiten? Meistens gilt: Wer sich vergleicht, hat schon verloren, erklärt Tom Diesbrock, Neuorientierungs-Coach und Psychologe aus Hamburg. Denn dabei gehe es selten um konkrete Dinge. So sagt man nicht etwa „Ich möchte wie der Kollege im April einen Marathon schaffen“. Das wäre eine gute Motivation. Oft stelle man vielmehr schwammige Vergleiche an, die einen schlecht aussehen lassen. Der Hauptmotor dafür sei Neid. Das führe dazu, dass man passiv bleibt und sich mies fühlt.

Andere kopieren funktioniert außerdem nicht, sagt der Karrierecoach Theo Bergauer aus Waldsassen in Bayern, der ein Buch zum Thema Souveränität geschrieben hat. „Das wirkt nicht authentisch. Da muss man sich immer fragen: Passt das zu mir?“

Beschäftigte sollten sich also in erster Linie auf sich selbst besinnen und schauen, in welchen Punkten es für sie vorangehen kann. Dazu ist es wichtig, zunächst die eigenen Potenziale zu analysieren, erklärt die Karriereberaterin Hanne Bergen aus Hamburg. „Ich frage mich also: Was kann ich? Und was ist mein Ding?“ Dann folgt die Frage: Wie arbeite ich derzeit? So erkennen Berufstätige, in welchen Bereichen für sie noch Luft nach oben ist.

Fehler 2: Statusdenken. Erfolg im Beruf heißt für viele: Gehaltserhöhung oder Beförderung. Dabei ist eigentlich jedem klar: Geld allein macht nicht glücklich. Und mehr Verantwortung bedeutet keineswegs mehr Spaß . Der Motivationseffekt einer Gehaltserhöhung hält nur etwa drei Monate an, sagt Bergen. Dagegen ist es für Mitarbeiter mit Kind unbezahlbar, mehr Zeit für die Familie zu haben - etwa durch einen Home-Office-Tag pro Woche.

Fehler 3: Höher, schneller, weiter: Im Beruf muss es immer vorangehen. Oder? Nicht unbedingt. Bergen kennt ein Beispiel aus ihrer Beratungspraxis: Ein Altenpfleger wurde zum Pflegedienstleiter befördert– und ging später freiwillig wieder zurück auf seinen alten Posten. Er wollte lieber direkt mit Patienten arbeiten.

Auf der anderen Seite finde so mancher sich nach Jahren des vermeintlichen Vorankommens in einer Sackgasse wieder, ergänzt Diesbrock. So wollen manche unbedingt eine Führungsposition, weil das in ihren Augen der nächste logische Karriereschritt ist – dabei liege ihnen die enge Zusammenarbeit mit anderen gar nicht.

Fehler 4: Träume sind Schäume. Wichtig ist es, Ziele konkret und realistisch zu planen. „Ich möchte mehr Freiheit und Eigenständigkeit im Beruf“ bleibt ein frommer Wunsch, wenn nicht klar ist, was das genau heißt und wie es sich verwirklichen lässt, sagt Bergauer.

„Das muss man in sehr kleine Schritte unterteilen“, ergänzt Bergen. Wer etwa einen Tag pro Woche im Home-Office arbeiten möchte, sollte sich Zwischenziele setzen. Schritt eins wäre es, Argumente zu sammeln: Machen andere das auch? Nächste Station ist ein Gespräch mit dem Chef. Und eventuell wäre ein Etappenziel, zunächst einen halben Tag zu Hause zu arbeiten. Es bringt zudem nichts, nur auf dem herumzureiten, was einen nervt im Job. Wichtig ist auch zu formulieren, was man stattdessen möchte. dpa