Hamburg. Raumausstatter richten Wohnungen, Büros oder Geschäftsräume ein. Dafür braucht es vor allem Gefühl für Stil.

Sofabezüge, Gardinen, Tapeten und der Boden: Wenn alles perfekt miteinander harmoniert, ist Annina Schreiber zufrieden. Die 23-Jährige ist im zweiten Ausbildungsjahr als Raumausstatterin bei dem Hamburger Unternehmen Drevenstedt. „Das Beste an dem Job ist, dass er enorm vielseitig ist“, sagt sie.

Mal ist sie beim Kunden und berät ihn, wie er einen Raum stilvoll und behaglich gestalten kann. Einige Zeit später sitzt sie im Büro ihrer Firma, errechnet den Materialbedarf, macht eine Preiskalkulation und schreibt Angebote – später dann auch Rechnungen. Die handwerkliche Arbeit kommt ebenfalls nicht zu kurz: In der Werkstatt schneidet Schreiber etwa Stoffe zu und vernäht sie oder polstert einen Sessel neu.

In den Räumen des Kunden verlegt sie dann Teppich auf dem Boden, befestigt Rollos am Fenster und hängt dazu passende Vorhänge auf. Schreiber gefällt es, dass sie sich jeden Tag aufs Neue mit eigenen Ideen in die Arbeit einbringen kann. Die Kunden erwarten das auch. Wer Raumausstatter werden möchte, sollte daher nicht nur kommunikativ, sondern auch stilsicher sein.

Und Kreativität ist gefragt. „Man muss die Ideen, die Kunden haben, umsetzen“, erzählt Schreiber. Ein Arbeiten nach Schema F ist nicht drin, zumal die räumlichen Begebenheiten immer anders sind. „Mathematische Grundkenntnisse sollten Bewerber ebenfalls haben“, erklärt Heike Fritsche vom Zentralverband Raum und Ausstattung in Köln. Die braucht es, um zum Beispiel zu bestimmen, wie viel Stoff es für eine Gardine nötig sind.

Ein bestimmter Schulabschluss sei nicht vorgeschrieben, erläutert Margareta Pfeifer vom Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn. Nach den aktuellsten Zahlen von 2013 hatten 41 Prozent der angehenden Raumausstatter einen mittleren Bildungsabschluss, 33 Prozent einen Hauptschul- und 5 Prozent keinen Abschluss. 21 Prozent konnten Abitur vorweisen – wie Annina Schreiber.

Sie findet, dass die Arbeit von Raumausstattern häufig unterschätzt wird. Dabei gibt es immer wieder knifflige Aufgaben zu bewältigen. Letztens war sie dabei, als Rundbänke für das Wartezimmer einer Privatklinik mit Leder bezogen und mit einer ausgefallenen Naht versehen wurden. „Das war überhaupt nicht einfach“, erzählt sie. Wer in einem Stoff versehentlich einen falschen Nadelstich setzt, kann dies wieder korrigieren. „Bei Leder ist so etwas aber nicht möglich“, erklärt Schreiber.

Die Ausbildung dauert drei Jahre. In den ersten beiden Jahren geht es um die Grundkenntnisse. Auszubildende beschäftigen sich zum Beispiel damit, wie sie eine Gardinenstange anbringen. Ab dem dritten Ausbildungsjahr spezialisieren sie sich auf einen von vier Schwerpunkten: Boden, Polstern, Raumdekoration sowie Licht-, Sicht- und Sonnenschutzanlagen oder Wand- und Deckendekoration.

Im Fachbereich Boden lernen sie etwa, wie Parkett verlegt wird. Beim Polstern bringen sie Federkerne an, schneiden Schaumstoffe zu und beziehen Möbel mit Stoff. Im Schwerpunkt Raumdekoration nähen sie Vorhänge in den gewünschten Maßen und hängen sie später an den Fenstern auf. Sie tapezieren Wände, lackieren Rollos und sind auch dafür zuständig, Markisen zu montieren.

„So vielfältig und spannend der Beruf ist, er hat auch seine Nachteile“, erzählt Schreiber. Dazu gehört, dass man sich bei den Terminen ganz nach den Kunden richten muss. „Viele sind berufstätig und erst ab 19 Uhr zu Hause, etwa für Beratungsgespräche.“ Das bedeutet, dass es für Raumausstatter oft spät wird.

Und die Bezahlung ist aus Sicht von Schreiber eher mager. Die Ausbildungsvergütung liegt – je nach Bundesland und Ausbildungsbetrieb – bei 350 bis 470 Euro im ersten sowie 480 bis 650 Euro im dritten Lehrjahr. Sie kann auch niedriger sein. „Der Stundenlohn einer Fachkraft nach der Gesellenprüfung liegt im Schnitt zwischen 11,50 Euro und 14 Euro“, erklärt Fritsche. Das Einkommen kann aber je nach Betrieb höher oder niedriger sein.

Nach der Ausbildung arbeiten Raumausstatter etwa in Handwerksbetrieben, in der Auto- und Möbelindustrie, im Theater, beim Fernsehen oder im Messebau. „Quasi überall, wo es ums Einrichten, Bauen und Dekorieren geht“, sagt Fritsche. Wer weiterkommen will, kann eine Fortbildung zum Meister oder zum Restaurator machen. Viele junge Leute gehen aber auch noch einmal an die Hochschule. So wie Annina Schreiber. Sie will Architektur studieren. „Meine Raumausstatter-Ausbildung ist dafür ein gutes Fundament“, sagt sie.