Braunschweig. Die Ausbildung zum Physiklaboranten führt zu einem Job in Wissenschaft oder Industrie.

Der Physikunterricht in der Schule? „Hätte besser sein können“, sagt Hannes Meyer. Dabei fand der heute 19-Jährige das Fach an sich wirklich spannend. Genau deshalb wollte er sich später auch beruflich in diese Richtung orientieren. Weil ein Studium nicht in Betracht kam, stieß er unter den möglichen Ausbildungsgängen auf das Berufsbild des Physiklaboranten. Letzteres scheint jungen Menschen gute Perspektiven zu bieten – zumal es vielen gar nicht bekannt ist.

„Hier werden physikalische Gesetze gemacht. Da macht es Spaß, hinter die Kulissen zu blicken.“
„Hier werden physikalische Gesetze gemacht. Da macht es Spaß, hinter die Kulissen zu blicken.“ © Sven Pleger, Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik

„Mit Wissenschaftlern zusammen zu arbeiten, das wollte ich schon immer“, sagt Hannes Meyer. Der Schöninger ist mittlerweile in seinem dritten Lehrjahr. Als er 17 Jahre alt war, hatte er einen Ausbildungsplatz am Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik in Braunschweig bekommen. In der Einrichtung arbeiten mehr als 100 Angestellte an optimalen Lösungen für die Oberflächen verschiedenster Produkte. Ziel: die dünnen Schichten beispielsweise von Solarzellen, Flachbildschirmen, Werkzeugen oder Motorteilen zu optimieren.

„Ich habe bei vielen Testversuchen mitgewirkt oder habe an FI-Schutzschaltern Beschichtungen aufgetragen“, erzählt Hannes Meyer. Zu den typischen Aufgaben eines Physiklaboranten gehört es, Anlagen und Geräte für Experimente vorzubereiten, Versuchsreihen durchzuführen, Messdaten aufzunehmen und zu protokollieren, Berechnungen vorzunehmen und die Qualität von Materialien und Produkten zu testen.

Vier Auszubildende zum Physiklaboranten stellt das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik alle zwei Jahre ein. „Hier gibt es ein tolles Team aus Wissenschaftlern und Ingenieuren, die irre Erfindungen machen. Hier werden physikalische Gesetze gemacht, mit denen später die ganze Welt zu tun hat. Da macht es Spaß, hinter die Kulissen zu blicken“, sagt Sven Pleger, der Ausbilder am Institut. Während der dreieinhalbjährigen Lehrzeit werde den Auszubildenden viel Hintergrundwissen vermittelt. „Es ist eine sehr vielseitige Ausbildung, was für eine spätere Beschäftigung in einem Unternehmen von Vorteil ist“, erklärt der 47-Jährige.

Doch was sollten junge Menschen mitbringen, um die Ausbildung erfolgreich zu Ende zu bringen? „Großes Interesse an Physik und Mathe ist die Grundvoraussetzung“, sagt Silke Remusch. Die 34-Jährige ist als Ausbilderin für die jährlich sechs neuen Physiklaboranten-Azubis an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig verantwortlich. Gutes technisches Verständnis, Sorgfalt bei der Auswertung von Daten, Neugier sowie Teamfähigkeit in der Zusammenarbeit mit Ingenieuren und Wissenschaftlern seien weitere wichtige Eigenschaften.

Die späteren Beschäftigungsmöglichkeiten für Physiklaboranten sind vielfältig. Neben Forschungseinrichtungen gibt es weitere potenzielle Arbeitgeber. So arbeiten Physiklaboranten beispielsweise im Bereich der Qualitätskontrolle und Forschung für Industrieunternehmen. „Allerdings ist vielen Unternehmen noch nicht klar, dass Physiklaboranten bestimmte Aufgaben am besten ausfüllen können“, sagt Simone Kondruweit aus der Marketing- und Kommunikationsabteilung des Fraunhofer-Instituts.

Die Johannes-Selenka-Schule in Braunschweig engagiert sich als Berufsbildende Schule sehr, die Ausbildung zum Physiklaboranten noch bekannter zu machen. Mittlerweile zeigen beide Geschlechter Interesse an dem Ausbildungsberuf. „Die Frauen sind klar auf dem Vormarsch“, berichtet Thilo Lampe, Physiklaboranten-Ausbilder am Institut für Physik der kondensierten Materie der TU Braunschweig. Auch viele Abiturienten machten eine solche Ausbildung, so Lampe. Die Möglichkeit, später noch Physik zu studieren, sei ebenfalls gegeben.