Braunschweig. Wer das Fach studiert, arbeitet später unter Tage, in der Zulieferindustrie oder im Tiefbau.

Bergbau? Ist das in Zeiten der Energiewende nicht ein Auslaufmodell? Solche Fragen hat Stephanie Koschnitzki oft gehört. Doch die 31-Jährige ließ sich nicht beirren. Am Institut für Bergbau der TU Clausthal fühlte sie sich zu keiner Zeit fehl am Platz. Ihren Masterabschluss in Energie und Rohstoffversorgungstechnik hat die Thüringerin mittlerweile in der Tasche. Und auch danach lief es glatt: Bei einem Unternehmen aus der Rohstoffgewinnungsbranche hat sie einen Job gefunden.

Bergbau ist gleich Kohle. Und mit der Kohleförderung ist in Deutschland im Jahr 2018 Schluss. Damit ist auch der Bergbau tot – diese Schlussfolgerung ziehen viele, die sich mit dem Geschehen unter Tage nicht so genau auskennen. „Oft wird Bergbau mit Kohle gleichgesetzt. In Wirklichkeit macht die Kohle aber nur einen Teil aus“, sagt Stephanie Koschnitzki. Deshalb entschied sie sich, vor rund sechs Jahren umzusatteln. An ihre Ausbildung zur Pferdewirtschaftsmeisterin hängte sie noch ein Studium dran.

Die Wahl fiel auf das Bergbau-Studium in dem Harzstädtchen. „Clausthal hat einen guten Ruf“, sagt die Absolventin. Mögliche Alternativen wären das sächsische Freiberg, Aachen in Nordrhein-Westfalen sowie die direkt im „Revier“ gelegene Technische Hochschule Georg Agricola zu Bochum gewesen.

So mancher Lehrende in einem Bergbau-Studiengang setzt mit der Beschäftigung eine Familientradition fort. Überhaupt spielt im Bergbau Tradition eine wichtige Rolle. In bestimmten Nischen spiegelt sich das auch in Clausthal wider. Im Schriftverkehr wird der alte Bergmannsgruß „Glückauf“ verwendet. Und Anfang Dezember wird das Barbarafest gefeiert. Die Heilige Barbara gilt unter anderem als Schutzpatronin der Bergleute.

Traditionen hin oder her – angestaubt will auch im Harzstädtchen keiner wirken. Der dem Bachelorstudiengang Energie und Rohstoffe nachfolgende Masterstudiengang heißt seit kurzem Mining Engineering. Und die Lehrveranstaltungen für die Studierenden finden dort ausschließlich in englischer Sprache statt. Die Umstellung soll das Angebot in Clausthal für Studierende aus dem Ausland noch attraktiver machen. Und nicht zuletzt soll es die deutschen Studierenden sprachlich fit machen für ihre berufliche Zukunft, die sie nicht selten zu Unternehmen ins Ausland führt.

„Wir haben auch Gastdozenten aus anderen Ländern hier. Sie referieren darüber, mit welchen Methoden und Gewinnungstechniken in ihren Heimatländern Rohstoffe gewonnen werden“, erklärt Alexander Hutwalker. Seit zwei Jahren ist er am Institut für Bergbau in Clausthal in der Abteilung für „Maschinelle Betriebsmittel und Verfahren im Bergbau unter Tage“ angestellt. Der 32-Jährige berichtet von Austauschprogrammen mit Südafrika, Indien und Peru. Und von der großen chinesischen Gemeinde an der TU, von zahlreichen Studierenden aus den verschiedensten Ländern der Welt.

Wer sich für ein Studium am Institut für Bergbau in Clausthal entscheidet, sollte vielseitig sein. Kenntnisse in Mathe, Physik, Chemie, Mechanik, Geologie und Maschinentechnik sind wichtig. Nach dem Studium führt es Absolventen nicht automatisch unter Tage. Manche arbeiten in der Zulieferindustrie, andere landen im Tiefbau und beschäftigen sich beispielsweise mit Tunnelbauten.

Um zuletzt noch mit der Gleichsetzung von Kohle und Bergbau aufzuräumen, führt Hutwalker andere Aspekte an. Neben Steinkohle werden viele weitere Rohstoffe wie Salze, Schiefer oder Metallerze untertägig gewonnen. Auch zählten zum Bergbau die Tagebaubetriebe, beispielsweise für Steine und Kies. „Alles, was nicht angepflanzt wird, liefert der Bergbau“, meint Hutwalker. Und selbst beim Wachstum der Pflanzen leiste er seinen Beitrag. Denn Kalisalze seien wichtige Düngemittel.