Braunschweig.

Familie und Beruf zu vereinbaren, schaffen viele Berufstätige in Deutschland - aber sie zahlen häufig einen hohen Preis dafür. Viele klagen über eine hohe Arbeitsbelastung, die Mehrheit leidet regelmäßig unter Gesundheitsbeschwerden und so mancher verzichtet auf den nächsten Karriereschritt.

Doch es gibt auch Menschen, denen es gelingt, Familie und Job in Balance zu halten. Das Erfolgsrezept dieser sogenannten Vereinbarer: Teamwork und das nötige Einkommen. Das ergibt die repräsentative Studie „Leben & Arbeiten in Deutschland“ des GfK Vereins.

Zwar sind zwei Drittel der Berufstätigen der Ansicht, Arbeit und Familie miteinander vereinbaren zu können. Dennoch klagen 57 Prozent der Befragten über eine berufliche Belastung, wovon zwölf Prozent sogar mehr als vier belastende Aspekte nennen. Jeweils 43 Prozent empfinden viel Stress und starken Zeitdruck bei der Arbeit.

Auch gesundheitliche Beeinträchtigungen sind weit verbreitet: Insgesamt 58 Prozent leiden unter Beschwerden - dazu zählen am häufigsten Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Rückenschmerzen. Rund ein Drittel der Befragten sagt, dass ihr Hobby zu kurz kommt und 28 Prozent geben an, zu wenig Zeit für Freunde zu haben.

Eine Bremse beim beruflichen Fortkommen ist altbekannt - das Geschlecht: Eine Mehrheit von 60 Prozent der arbeitenden Bevölkerung glaubt nicht, dass Frauen mit Kindern in Deutschland Karriere machen können. Für einen Mann mit Kindern sehen hingegen nur 23 Prozent der Beschäftigten eingeschränkte Karrierechancen.

Anhand ihrer Einstellungen zu Arbeit, Familie und Freizeit lassen sich die Berufstätigen in Deutschland in vier Gruppen einteilen:

•Die Berufsorientierten (23 Prozent): Sie sind größtenteils Männer, die viel arbeiten und gut verdienen, haben durchschnittlich oft Kinder und gewichten Beruf und Karriere höher als alle anderen Lebensbereiche.

•Die Familienorientierten (23 Prozent): Sie sind vor allem Frauen, die Teilzeit arbeiten, einen niedrigen Schulabschluss und ein geringes Einkommen haben, sie haben die meisten Kinder und stellen Partnerschaft und Kinder über Arbeit, Karriere und Freizeit.

•Die Vereinbarer (30 Prozent): Sie bilden die jüngste Gruppe; Männer und Frauen sind gleich vertreten, haben durchschnittlich oft Kinder und glauben, dass Kinder und Karriere zu vereinbaren sind.

•Die Unabhängigen (24 Prozent): Sie sind oft Männer, Singles und Selbstständige, verdienen gut, haben selten Kinder und konzentrieren sich auf den Job, achten aber sehr darauf, dass Freizeit und Freunde nicht zu kurz kommen.

Warum es den Vereinbarern besser als den Familienorientierten gelingt, die Balance zu halten, erklären mehrere Faktoren: Sie sind höher gebildet, haben die besseren Jobs und verdienen daher mehr. „Natürlich lässt sich mit einem höheren Einkommen die Kinderbetreuung leichter organisieren. Entscheidend ist jedoch auch, dass beide Partner an einem Strang ziehen und sich die Verantwortung teilen“, ist Prof. Raimund Wildner, Geschäftsführer des GfK Vereins, überzeugt.

Auffällig sei, dass Kinder und Karriere offenbar einen ähnlichen Tribut fordern: Familien- und Berufsorientierte klagen gleich oft über Gesundheitsbeschwerden, nämlich zu je 63 Prozent. Damit liegen sie deutlich über den Werten der anderen Gruppen.