Braunschweig. Ingenieure Die Chancen für Ingenieure auf dem Arbeitsmarkt sind in den meisten Bereichen sehr gut.

Im September 2012 waren deutschlandweit in den Ingenieurberufen 80 500 Stellen nicht besetzt, die meisten davon in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik mit 25 500 offenen Stellen. In der Energie- und Elektrotechnik konnten 18 700 Stellen nicht besetzt werden. Dem gegenüber waren zum Vergleichszeitpunkt 23 251 Ingenieure arbeitslos, die meisten davon in den Kategorien Bau, Vermessung und Gebäudetechnik, Architekten sowie Technische Forschung und Produktionssteuerung. Aus diesen Zahlen ergibt sich eine Arbeitslosenquote von unter drei Prozent für die erfassten Ingenieure in Deutschland.

Doch obwohl die Aussichten in vielen Bereichen so gut sind, wählen noch immer nicht genügend Schulabgänger entsprechende Studienfächer. „In ganz Deutschland gibt es im Bereich der Ingenieurwissenschaften freie Studienplätze“, sagt Regina Eckhoff. Woran das liegt? Die stellvertretende Pressesprecherin der TU Braunschweig will keine Mutmaßungen anstellen, sagt aber: „Es ist ein anspruchsvolles Studium.“

An der TU gibt es etliche Ingenieurstudiengänge, alleine im Bereich der Elektrotechnik sind es drei: die „reine“ Elektrotechnik, die Informationssystemtechnik und das Wirtschaftsingenieurswesen, Fachrichtung Elektrotechnik. 435 Bachelor- und Master-Studienplätze gibt es derzeit dafür an der TU, in den Ingenieurwissenschaften insgesamt sind es 3161. Die Zahl wurde wegen der doppelten Abiturjahrgänge vergangenes Jahr aufgestockt.

Um die Zahl der Ingenieure zu steigern, macht die TU Werbung für die sogenannten Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften), mit eigenen Programmen für Schüler und junge Erwachsene sowie durch Beteiligung an landes- oder bundesweiten Aktionen. Spezielle Förderaktionen gibt es für Mädchen und junge Frauen, die man verstärkt in mathematisch-technische Studiengänge integrieren möchte. Doch noch immer kann die Zahl der ausgebildeten Ingenieure den Bedarf nicht decken.

Zahl der Absolventen ist um fast 71Prozent gestiegen

Dieses Szenario hat dazu geführt, dass nicht nur der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und das IW Köln, sondern jetzt auch die Bundesagentur für Arbeit gemeinsam konstatieren, dass der Ingenieurberuf insbesondere in den Bereichen Maschinen- und Fahrzeugbau sowie Energie- und Elektrotechnik ein Mangelberuf ist. „Erfreulich ist jedoch, dass unsere stetigen Bemühungen, immer mehr junge Menschen für ein Studium der Ingenieurwissenschaften zu begeistern, Früchte tragen“, sagt Willi Fuchs, Direktor des VDI. „Seit 2002 ist die Zahl der Erstabsolventen von 33 000 auf fast 57 000 im Jahr 2011 gestiegen, dies entspricht einem Gesamtzuwachs von 71 Prozent. Fast könnte man meinen: Trendwende geschafft - aber eben nur fast, denn Teil zwei der Botschaft lautet: Der Bedarf ist höher als das Angebot. Die Steigerung wird demzufolge nicht ausreichen, um den demografisch bedingten Ersatzbedarf und den wirtschaftlich bedingten Zusatzbedarf in den kommenden 10 bis 20 Jahren zu decken.“

Problematisch sieht Fuchs auch die demografische Entwicklung in Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern der EU, die den Engpass noch verschärfen kann. „Deutschland ist das Schlusslicht bei der Ingenieurdemografie. In keinem anderen Land Europas sind so viele ältere Ingenieure am Arbeitsmarkt aktiv wie hierzulande. Mit 21 Prozent kommt mehr als jeder fünfte erwerbstätige Ingenieur aus dem Alterssegment 55+. Im europäischen Durchschnitt liegt dieser Anteil bei unter 15 Prozent.

Und kein anderes Land weist einen geringeren Anteil jüngerer Ingenieure auf als Deutschland. Während im europäischen Durchschnitt 35 Prozent aller aktiven Ingenieure jünger als 35 sind, liegt der entsprechende Wert für Deutschland bei lediglich 18 Prozent.“

„Noch nicht ausgeschöpftes Potenzial“ bei Frauen

Noch nicht ausgeschöpftes Potenzial sieht der VDI gerade beim weiblichen Nachwuchs, um langfristig die Arbeitskräftebasis in den Ingenieurwissenschaften zu sichern. Zahlreiche, bundesweite Förderprogramme die der VDI mitinitiiert hat, tragen bereits Früchte. Während der Anteil erwerbstätiger Ingenieurinnen insgesamt nur 16,9 Prozent beträgt, zeichnet sich beim weiblichen Nachwuchs mit 22,4 Prozent Erstabsolventinnen in 2011 ein ermunterndes Bild ab.