Braunschweig. Für viele Technologieunternehmen gilt: Ihr Markt wandelt sich immer schneller.

Entsprechend groß ist der Druck, der auf Führungskräften und Projektmanagern lastet. Wer in diesem Umfeld überleben möchte, muss ein guter Selbstmanager sein.

„Mein Arbeitsalltag wird immer stressiger. Ich stoße zunehmend an meine Belastungsgrenze.“ Solche Klagen vernimmt man immer häufiger von Führungskräften und Projektverantwortlichen in Unternehmen. Das ist kein Zufall! Davon ist Hans-Jörg Schumacher, Leiter des Geschäftsbereichs Leadership Development bei der Unternehmensberatung Kraus & Partner, Bruchsal, überzeugt. Vielmehr seien viele, insbesondere technologienahe Branchen von „disruptiven“, also die bisherigen Strukturen auflösenden Entwicklungssprüngen geprägt – „und zwar nicht nur in technologischer Hinsicht“. Entsprechend groß sei der Veränderungsdruck, der auf den Betrieben laste.

Hierüber zu klagen, bringt den Mitarbeitern der Unternehmen wenig. Davon ist Schumacher überzeugt, „denn an dieser Situation wird sich wenig ändern“. Umso wichtiger sei es, dass die Betroffenen sich Techniken aneigneten, um mit dem Stress umzugehen oder ihn sogar zu vermeiden.

Ähnlich sieht dies Julia Voss, Geschäftsführerin des Hamburger Trainingsunternehmens Voss+Partner. Sie konstatiert gerade in Technologieunternehmen immer wieder, dass deren mittlere Führungskräfte nicht ausreichend für ihre Führungsfunktion qualifiziert sind. „Viele definieren sich immer noch primär über ihr fachliches Know-how.“ Die Folge: Sie reißen noch viele Fachaufgaben an sich, statt diese an ihre Mitarbeiter zu delegieren und sich weitgehend auf ihre Führungs- und Steuerungsaufgaben zu konzentrieren.“

Ähnlich verhält es sich bezogen auf die Projektverantwortlichen in den Unternehmen. Hier führt laut Schumacher häufig folgender Punkt zum Gefühl des Überlastet-Seins: Oft werden hochkomplexe Projekte noch recht jungen Informatikern oder Technikern übertragen, die noch wenig Erfahrung im Umgang mit den bewährten Projektmanagement-Tools sowie Planen und Steuern von Projekten haben. Die Folge: Sie begehen bereits in deren Startphase gravierende Fehler – zum Beispiel bei der Ziel- und Auftragsklärung und bei der Zusammensetzung ihrer Teams. Deshalb werden sie im weiteren Projektverlauf ihres Lebens nicht mehr froh.

„Eigentlich sollte eine systematische Projektmanagement-Ausbildung für die Männer und Frauen, die in Unternehmen strategisch relevante Projekte leiten, Pflicht sein“, fordert denn auch Schumacher. Dies ist in den meisten Technologie-Unternehmen aber noch nicht der Fall, obwohl sie vielfach zugleich betonen: Die Projektarbeit ist bei uns die Regelarbeitsform.

Die Wiener Managementberaterin Sabine Prohaska ist überzeugt, dass ein Techniker oder Ingenieur in Führungsposition nicht nur in der Lage sein muss, ein Projekt zu managen. Er müsse auch „Selbstmanager sein“. Das bedeute, auch zu erkennen: „Ich stoße an meine Grenzen“, und sich und anderen einzugestehen: „Ich brauche Hilfe.“ Denn nur dann lasse sich im Bedarfsfall auch die erforderliche Unterstützung organisieren, bevor die Welt tatsächlich zusammenbricht.