Braunschweig. Manchmal geraten wir – beruflich und privat – in Situationen, in denen scheinbar nichts mehr geht.

Dann ist Humor häufig ein gutes Mittel, um die Spannung zu lösen. „Lachen ist gesund.“ Diese Volksweisheit hat einen wahren Kern. Das belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien. Lachen kann Schmerzen lindern, das Immunsystem stärken und Heilungsprozesse beschleunigen.

Doch Humor heilt nicht nur, er wirkt auch entkrampfend – zum Beispiel in Gesprächen und Situationen, in denen alles festgefahren scheint. Zum Beispiel, wenn der Lebenspartner sich überfordert fühlt. Oder wenn ein Kollege in einem Stimmungstief steckt. Dann kann eine humorvolle Aussage die Situation entschärfen.

„Doch Vorsicht! Falsch eingesetzt wirkt Humor destruktiv“, sagt die Wiener Unternehmensberaterin Sabine Prohaska. „Steht zum Beispiel die Beziehung zum Gegenüber auf wackligen Füßen, wird ein Scherz schnell als Schadenfreude oder mangelndes Mitgefühl erlebt.“ Doch stimmen die Voraussetzungen, dann ist Humor als „Spannungslöser“ sehr wirkungsvoll.

Methode 1: Aussagen aufgreifen und sanft karikieren. Eine Technik, die wir bei Freunden und Verwandten oft anwenden, ist das liebevolle „auf die Schippe nehmen“. Ein Beispiel: Ein Ehemann jammert seit Tagen, er werde alt und gebrechlich. Irgendwann reicht es seiner Frau, und sie erwidert augenzwinkernd: „Ich habe mich schon für einen Kurs ‚Pflege von älteren Angehörigen‘ angemeldet. Außerdem sollten wir dir einen Rollstuhl besorgen….“

Eine solche Überzeichnung könnte auch im Beruf ein Anstoß für eine Verhaltensänderung sein.

Methode 2: Negatives umdeuten. Ist ein Glas halb leer oder halb voll? Das ist Ansichtssache. Wenn wir eine (scheinbar) negative Situation aus einem anderen positiveren Blickwinkel betrachten, erscheint sie meist in einem helleren Licht. Dieses Umdeuten fällt uns in „Krisensituationen“ aber alleine oft schwer. Also brauchen wir einen Anstoß von außen.

Methode 3: das Problem verschlimmern. Ein weiteres Mittel, um festgefahrene Sichtweisen zu lösen, sind paradoxe Fragen und Aussagen. Also statt zu fragen „Wie kannst du einen Burn-out vermeiden?“ beispielsweise zu fragen: „Was müsstest du tun, damit du endlich einen Burn-out erleidest?“ Das löst beim Gegenüber oft eine problemlösende Gegenreaktion aus. Eine Erfahrung, die auch Eltern sammeln: Bitten sie ihre Kinder, mit dem Schreien aufzuhören, bewirkt dies nichts. Fordern Sie ihre Kinder hingegen auf, noch lauter zu schreien, herrscht bald Ruhe.

Methode 4: dem Gummibaum lauschen. Hilfreich ist es oft auch, sich zu fragen: „Wie sehen mich andere?“ Oder: „Wie sehen das andere?“ Auch hierdurch eröffnen sich neue Sichtweisen – eine wichtige Voraussetzung, um fest gefügte Denk- und Verhaltensstrukturen aufzubrechen. Stellen Sie also zuweilen Fragen wie: „Was glauben ich, was Kollege X über dieses Problem denkt?“ Oder: „Was würde mit meine Mutter in dieser Situation raten?“ Zu diesen eher ernsten Fragen gibt es humorvolle Alternativen wie: „Was würde mir der Gummibaum im Büro über die Kommunikation in meiner Abteilung erzählen?“ Oder: „Wie würde meine Katze mich beschreiben?“

Allen genannten Methoden ist gemein: Es ist wichtig, ein Gespür dafür zu haben, wann sie genutzt werden können. „Setzen Sie Humor nur dann ein, wenn Sie totsicher sind: Dies ist der Situation und Beziehung angemessen“, rät Prohaska. „Denn Humor ist zwar ein wirkungsvolles, aber kein einfach zu handhabendes Interventionsinstrument.“